Der jüngst ausgebrochene Streit zwischen Frankreich und der Türkei gärt weiter. Während Frankreich den Botschafter heim ruft, legt Präsident Erdogan gegen seinen Amtskollegen Emmanuel Macron nach.

Ankara/Paris - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag seine Tiraden gegen den französischen Staatschef Emmanuel Macron fortgesetzt. Macron sei „ein Fall und muss sich deshalb wirklich untersuchen lassen“, sagte Erdogan in einer im Fernsehen ausgestrahlten Rede. Bereits am Samstag hatte der türkische Präsident Macron geraten, seinen „geistigen Zustand überprüfen“ zu lassen.

 

In seiner Rede vom Sonntag warf Erdogan Macron außerdem vor, es auf ihn abgesehen zu haben. Der französische Staatschef sei „Tag und Nacht von Erdogan besessen“, sagte der türkische Präsident bei seiner Rede, die er in Malatya im Osten der Türkei hielt.

EU nennt Erdogans Aussagen inakzeptabel

Der Elysée-Palast hatte als Reaktion auf Erdogans Äußerungen vom Samstag den französischen Botschafter in Ankara zu Beratungen mit Macron nach Paris zurückgerufen. Damit solle ein „sehr starkes Signal“ an Ankara gesendet werden, hieß es aus Macrons Umfeld.

Am Sonntag reagierte auch die EU auf Erdogans Aussagen. „Die Äußerungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan über Präsident Emmanuel Macron sind inakzeptabel“, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Online-Dienst Twitter. Die Türkei müsse „diese gefährliche Spirale der Konfrontation beenden“.

Macron bezeichnet Islam als Religion in der Krise

Hintergrund des jüngsten Streits sind Äußerungen Macrons über den Islam. Der französische Staatschef hatte ihn als eine Religion bezeichnet, die weltweit in einer „Krise“ stecke. Nach dem islamistischen Anschlag auf einen Geschichtslehrer bei Paris hatte Macron zudem strengere Kontrollen von Moscheen sowie eine stärkere Überwachung von Schulen angekündigt.

Der Pädagoge Samuel Paty war am Freitag vor einer Woche von einem 18-jährigen Attentäter tschetschenischer Herkunft enthauptet worden, weil er seinen Schülern Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte, um das Thema Meinungsfreiheit zu illustrieren.