Der französische Nationaltrainer Blanc steht in der Kritik. Deshalb hofft er im Länderspiel gegen Deutschland auf einen Erfolg.

Paris - So betont entspannt Joachim Löw und seine Mannen in das Freundschaftsspiel am Mittwoch gehen mögen, so ernst nehmen umgekehrt die Franzosen den Vergleich. Für seine Spieler sei das Kräftemessen mit „einer der beiden besten Mannschaften der Welt“ eine tolle Sache, sagte der Nationaltrainer Laurent Blanc vor der Begegnung in Bremen. Selbst langjährige Nationalspieler hätten in ihrer Karriere nicht viele Gelegenheiten, gegen Teams wie Deutschland zu spielen. „Gegen die Besten zu spielen ist immer das beste Mittel, um sich weiterzuentwickeln.“ Da macht es dem 46-Jährigen auch nichts aus, dass die Franzosen nach eigener Einschätzung „mit einer Klatsche für uns rechnen. Ich hoffe, das wird uns zusätzlich motivieren“.

 

Für Blanc und seine Les Bleus ist die Partie eine Standortbestimmung. Dafür, wo das im Umbau begriffene Team steht, nach dem katastrophalen Auftritt bei der WM 2010. Und natürlich dafür, wo es vor der EM steht. Blancs 18-monatige Amtszeit lässt darüber bis jetzt nur wenige Rückschlüsse zu. Ja, junge Debütanten wie der Verteidiger Rami, der Mittelfeldspieler M’Vila und der aktuell verletzte Angreifer Rémy sind Stammspieler geworden. Sicher, die Franzosen haben sich als Gruppenerste für das Turnier in Polen und der Ukraine qualifiziert. Und klar, von den letzten 17 Spielen haben sie keines verloren.

Überzeugt haben sie dabei trotzdem selten. Die EM-Play-offs vermieden sie erst im letzten Gruppenspiel mit dem späten Ausgleichstreffer gegen Bosnien-Herzegowina. Und zur Unbesiegtheit trugen zuletzt lahme Freundschaftskicks zu Hause gegen Belgien (0:0) und die USA (1:0) bei. Nicht von ungefähr forderte der Verbandspräsident Noël Le Graët jüngst, das französische Team müsse sich „fußballerisch verbessern“. Er verband das mit der öffentlichen Weigerung, den Vertrag mit seinem Trainer (wie von Blanc gefordert) noch vor der EM über das Turnier hinaus zu verlängern.

Ribéry will wieder Publikumsliebling werden

So groß sollen die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden sein, dass Blanc die „Baustelle“ Nationalmannschaft auf jeden Fall nach der EM verlassen müsse, berichtete die Zeitung „Le Journal du Dimanche“. Ärgerlich war für Blanc auch die aktuelle Aussage des Uefa-Präsidenten Michel Platini, Frankreich habe nur zwei, drei wirklich gute Spieler, „der Rest ist so lala“. Das sei „ein bisschen radikal“, habe er Platini am Telefon gesagt, schließlich habe er talentierte Spieler.

Zu denen zählt selbst der kritische Platini – neben dem nun verletzten Benzema – Franck Ribéry. Der 29-Jährige hat sich vor dem Spiel gegen Deutschland nichts weniger als einen Neustart in der Nationalmannschaft vorgenommen. Nicht nur in München, auch in Frankreich wolle er wieder zum Publikumsliebling werden, erklärte er der Zeitung „Le Parisien“. Seit der Affäre um ein minderjähriges Callgirl und dem Trainingsstreik in Südafrika ist Ribéry bei seinen Landsleuten nämlich unten durch. Zumal er im blauen Trikot regelmäßig enttäuscht – seit 2009 hat der Offensivkünstler kein Tor mehr geschossen.

„Was ich in der Nationalelf mache, ist noch ein bisschen gewollt“, gestand Ribéry. Aber wenn er für die Franzosen wieder das Tor treffe und ein paar gute Pässe spiele, werde er wieder so leichtfüßig auftreten wie bei den Bayern. Ribéry wie Blanc haben angekündigt, gegen Deutschland auf Sieg zu spielen. „Selbst wenn das Schmunzeln hervorruft“, ergänzte Blanc. Nach dem Schlusspfiff wisse man wohl aber auch, wo noch Fortschritte nötig seien.