Frans Krätzig beim VfB Stuttgart Der Mittelstädt-Herausforderer – oder mehr?

Frans Krätzig ist für ein Jahr vom FC Bayern an den VfB ausgeliehen. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Frans Krätzig hat beim VfB einen vielversprechenden Start hingelegt. Auf der Linksverteidiger-Position will er gleichermaßen lernen und sich aufdrängen – und könnte mit seinen Fähigkeiten eine wichtige Rolle einnehmen.

Sport: David Scheu (dsc)

Ein vollzähliger Kader? Für die allermeisten Bundesligisten ist das zu Beginn der Vorbereitung reines Wunschdenken, wenn die Nationalspieler noch im Urlaub weilen und wichtige Transfers ausstehen. Allen Anwesenden wiederum bietet diese Konstellation natürlich eine reizvolle Plattform, um in eigener Sache vorzuspielen. Frans Krätzig, das lässt sich nach gut zwei Wochen festhalten, hat diese Möglichkeit beim VfB Stuttgart vollumfänglich genutzt. In allen drei Vorbereitungsspielen stand der 21-jährige Neuzugang vom FC Bayern als linker Außenverteidiger in der Startelf, jedes Mal hat er dabei einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlassen.

 

Insbesondere zuletzt gegen Fortuna Sittard, als Krätzig gleich mehrere Torchancen mit Chipbällen oder Steilpässen einleitete und sich auch sonst viel traute: vertikal statt quer, Risiko statt Sicherheit. „Er hat es gut gemacht, war pass- und ballsicher“, lobte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Damit sind schon mal wichtige Attribute benannt, um im Spielsystem von Trainer Sebastian Hoeneß heimisch zu werden. Krätzig weiß was mit dem Ball anzufangen, wird auch unter Druck selten nervös. „Der Spielstil und meine Fähigkeiten passen gut zusammen“, sagte der Linksfuß nach dem Spiel dem SWR, „Sebastian Hoeneß liebt es, Fußball zu spielen. Das liebe ich auch.“

Platzhirsch Mittelstädt weilt noch im Urlaub

Nun steht der positive Eindruck natürlich noch unter dem Vorbehalt der Vorläufigkeit. Die Vorbereitung ist noch jung, die dicken Brocken waren als Gegner bislang nicht dabei, große Profi-Erfahrung hat der 1,77 Meter große Techniker auch noch nicht. In der Vorsaison kam Krätzig in der Hinrunde für den FC Bayern auf sieben meist kurze Pflichtspiel-Einsätze, in der Rückrunde sammelte er Spielpraxis bei Austria Wien.

Daran soll und will er nun beim VfB in der Bundesliga anknüpfen, wobei er sich die Einsatzminuten künftig härter erarbeiten müssen wird als derzeit. Denn: Der Platzhirsch ist noch gar nicht da. Nationalspieler Maximilian Mittelstädt genießt nach der Europameisterschaft die freie Zeit, hat jüngst seine Verlobung gefeiert – und dürfte nach seinem Leistungsschub im vergangenen Jahr nun als linker Außenverteidiger erst einmal gesetzt sein.

Das war auch schon bei Krätzigs Vorstellung in Stuttgart ein Thema, als er in den vereinseigenen Medien betonte, beim VfB auch von Mittelstädt lernen zu wollen: „Er hat wahnsinnig viel gezeigt letzte Saison.“ Zugleich sei es aber auch sein Ziel, die Konkurrenz hochzuhalten. Sich entwickeln einerseits, auf Einsatzzeit drängen andererseits. „Das kann eine sehr gute Verbindung werden“, so der gebürtige Nürnberger, „deshalb bin ich hier.“

Für den VfB ist Krätzig damit auch ein schlüssiger Mosaikstein im Kaderplan, der einer besonderen Belastung Rechnung tragen muss. Mindestens acht zusätzliche Spiele unter der Woche bringt die Champions League – weshalb doppelt besetzte Position eine sehr nützliche Sache sein werden, um dem einen oder anderen Stammspieler inmitten der Reisestrapazen und engen Taktung auch mal eine Pause zu gönnen.

Anfänge als Mittelfeld-Spieler

Auf der linken Außenverteidiger-Position bestand hier glasklarer Bedarf. Schon in der Vorsaison gab es keinen direkten Ersatzmann für Mittelstädt, am häufigsten übernahm noch Innenverteidiger Hiroki Ito die Rolle. Der ist nun zum FC Bayern gewechselt, wohingegen der VfB Krätzig aus München für ein Jahr ausgeliehen hat – und damit auf der linken Seite breiter aufgestellt ist.

Rein theoretisch gebe es für Krätzig ja noch eine andere Option: Fix als Außenverteidiger spielt er nämlich noch gar nicht so lange, 2017 war er als Mittelfeldspieler vom 1. FC Nürnberg zum FC Bayern gekommen, noch in der Hinrunde der Saison 2022/23 hatte er dort in der zweiten Mannschaft meist im Zentrum gespielt. „Er hat die technischen Voraussetzungen, das auch spielen zu können“, sagt Wohlgemuth. Zugleich ist hier natürlich die Konkurrenz beim VfB ebenfalls riesig mit dem eingespielten Duo Angelo Stiller und Atakan Karazor, hinter dem Neuzugänge wie Yannik Keitel auf Einsatzzeit drängen.

So oder so: Krätzig wird beim VfB die Herausforderer-Rolle inne haben, die er auch offen annimmt. „Ich will viel lernen, aber auch viel spielen“, sagt der 21-Jährige. Ausschließen muss sich das nicht.

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