Heftige Böen haben für einen ungemütlichen Auftakt bei der Premiere des Französischen Markts in Ludwigsburg gesorgt. Auch wenn die Wetterprognosen weiterhin ungünstig sind: Die Händlerinnen und Händler aus dem Nachbarland wollen bis Samstag ausharren.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - On fait quoi?“ – „Was machen wir?“ Die Ratlosigkeit und der Frust am Donnerstagvormittag sind groß bei den Händlerinnen und Händlern aus dem Nachbarland: einerseits strahlender Sonnenschein und viele frankophile Kunden, die nur darauf gewartet haben, Baguettes, Brioches, Käse, Nougat, Pasteten und andere französische Köstlichkeiten zu erstehen. Andererseits Sturmböen, die alle schönen Träume von der perfekten Ludwigsburg-Premiere zunichte machen.

 

Gleich zu Verkaufsbeginn am Morgen hat der Sturm die sorgsam aufgebauten Schutzzelte auf dem Platz hinter dem Rathaus wegfegt und Stützgestänge abknickt – und den Marktbeschickern, die zu jenem Zeitpunkt noch kaum etwas verkauft hatten, schon einen massiven Schaden beschert. „Wir hatten zwar schon Tage, an denen es junge Hunde regnete und sich kein Mensch raustraute“, sagt Hugo Brauner, der den Französischen Markt organisiert. „Aber so etwas wie heute haben wir noch nicht erlebt.“

Die Produkte sind gefragt

Er diskutiert mit dem halben Dutzend Händler, ob man nicht besser wieder abbauen sollte angesichts des Wetters. Wäre gähnende Leere auf dem Platz, fiele die Entscheidung wohl leichter. „Aber die Leute sind da“, meint Eric Matuszczak und zeigt auf den Platz. Alleine an seinem Stand, an dem er luftgetrocknete Wurstspezialitäten anbietet – vom Fasan, Esel, Wildschwein und Hirsch etwa, angereichert mit Nüssen, Feigen oder Cognac –, hat sich ein Pulk von Kunden gebildet. Sie kramen ihr Französisch hervor, manche bestellen aber auch auf Schwäbisch, was selbst des Deutschen etwas besser mächtige Verkäufer nicht verstehen. Mit Fingerzeigen und einem Sprachkauderwelsch – „Ça fait trois Euro fünfzig, Madame!“ – wechseln die Waren dennoch die Besitzer. Unter erschwerten Umständen allerdings. Am Käsestand von Jérémie Limouzin etwa halten Kollegen und Kunden das Verkaufszelt fest, während er Probierstücke abschneidet. „Das Geld für die Anreise und die Übernachtungen ist auf jeden Fall weg“, sagt Horst Brauner. Und so entscheidet sich die Gruppe, bis Samstag ausharren zu wollen, auch wenn die Wetterprognosen weiterhin eher bescheiden sind. Doch die Beschicker, die sich auf den Verkauf in Deutschland spezialisiert haben und jede Woche neu anreisen, hatten seit Corona ohnehin viele Ausfälle. Und wenn ihre Produkte so gefragt sind wie jetzt in Ludwigsburg, wollen sie diese Chance nicht vertun.

Beitrag zur deutsch-französischen Beziehungspflege

Was den Markt besonders macht? „Dass wir fast nur Waren verkaufen, die in deutschen Supermärkten nicht zu haben sind“, sagt Brauner, der den umherziehenden Markt im Wissen darum, dass französische Gaumenfreuden in Deutschland Urlaubserinnerungen wecken und überaus positiv konnotiert sind, 2004 ins Leben rief. Seitdem stellt er – in Nicht-Corona-Zeiten – bis zu 50 Märkte jährlich in deutschen Städten auf die Beine. Er sieht in dem Angebot auch einen Beitrag zur deutsch-französischen Beziehungspflege. „Und für die Händler ist es eine feine Sache. In Frankreich ist man mit seinem Angebot einer unter vielen. In Deutschland sind sie immer etwas Besonderes.“

Wegen des sturmgezausten Auftakts hat Brauner sich mit der Stadtverwaltung kurzgeschlossen: Der Französische Markt soll, wenn es klappt, nächste oder übernächste Woche wiederholt werden. Unter hoffentlich weniger dramatischen Begleitumständen.