Das Wetter lässt zwar zu wünschen übrig, in Ludwigsburg kommen aber trotzdem derzeit Urlaubsgefühle auf – bei einem Rundgang über den französischen Markt auf dem Rathausplatz in Ludwigsburg.
Es regnet. In Bindfäden fällt das Wasser vom Himmel und taucht die Welt in ein tristes Grau. Menschen hasten dick in Regenjacken eingewickelt über den Ludwigsburger Rathausplatz und schwenken die Regenschirme über ihren Köpfen. Viele laufen an dem kleinen Dorf unter französischer Flagge einfach vorbei – allerdings nicht alle.
Ein paar Passantinnen und Passanten verirren sich doch in das Reich der Düfte und Geschmäcker: den französischen Markt. Von Mittwoch bis Samstag macht der wandernde Genussbringer in Ludwigsburg Station. Schon von weitem erkennt – und besonders riecht – man die bunten Auslagen.
Vom Bürojob zum reisenden Händler
Der kleine Rundgang beginnt heute beim Stand von Sylvie und Erik, der erste Stand, wenn man vom Akademiehof kommt. Die Macarons stechen einem hier direkt ins Auge. Zehn verschiedene Sorten leuchten in bunten Farben den Besuchern entgegen. „Am liebsten mögen unsere Kunden Pistazie und Karamell“, erzählt Sylvie, „Ich selbst mag Schokolade am liebsten.“ Die kleinen kugeligen Gebäckstücke sind laktose- und glutenfrei und werden von einem Freund in Frankreich produziert.
Früher hatte Sylvie einen normalen Bürojob, doch vor fünf Jahren entschieden sie und ihr Bruder Eric, sich dem französischen Markt anzuschließen. Heute verkaufen sie neben den Macarons noch kreative Olivensorten wie Cocktailoliven, außerdem Klassiker wie Knoblaucholiven. Daneben liegen duftende Würste und Schinken, alles aus Frankreich mitgebracht. Eine Feinkostinsel im Dauerregen.
Käse, Patschuli und Lavendelsäckchen
Ganz in der Nähe befindet sich der Käsestand von Jérémie. Der Marktmanager fährt schon seit 15 Jahren mit seinem „Fromage“ durch Deutschland. Mehr als 20 verschiedene Käsesorten liegen in riesigen Leiben auf der Auslage. Immer wieder gibt er Kunden kleine Probierstückchen. „An guten Tagen verkaufen wir schon mal 30 Kilo“, erzählt er mit Stolz. Seifen, Süßigkeiten und Lavendelsäckchen erhält man bei Stephan nebenan. Rose, Lavendel, Olive und Zitrone duften einem hier entgegen, doch auch Kuriositäten wie Patschuli, Monoi-Öl, Kirschblüte und „Östlich“ kann man in Seifenform erwerben.
Gegenüber, hinter den Pavillons, in denen man seine gekauften Speisen direkt vor Ort verputzen kann, liegt „Le French Baguette“. Die Freunde Damian, Greg und Thomas verkaufen dort frisch gebackene Teigwaren aus französischen Zutaten. Wer sich durch sechs verschiedene Quiche-Sorten durchprobieren will, anschließend noch ein Croissant und ein Pain au Chocolat verspeisen will, der findet seine Wünsche hier erfüllt. Auch Crêpes bekommt man in einem kleineren Zelt nebenan.
Der vorletzte Stopp vervollständigt das französische Festmahl: der Weinstand. Betreiberin Claudia hat Wein aus ganz Frankreich dabei. „Am beliebtesten sind eindeutig der Crémant und Champagner“, sagt sie. Doch den wahren Geheimtipp kennen nur ihre Stammkunden. Weine aus der Gascogne sind nicht nur kostengünstig, sie bieten auch einen unvergleichlichen Mix aus fruchtig-blumigen Odeur und trockenem Goût. Die Elsässerin verkauft den Geheimtipp direkt aus dem Fass. Das sei nicht nur kostengünstiger, sondern auch umweltfreundlicher.
Die Stammkunden kommen immer
Der letzte Stand schließt die Rundreise durchs Nachbarland ab. Elsässer Flammkuchen verkaufen Simone und Katrin. Eine Neuheit ist der Pizza-Flammkuchen. „Ist zwar eigentlich eine Sünde, aber schmeckt einfach sehr gut“, sagt Simone. Wegen des Regens machen sich die Standbesitzer keine Sorgen. „Die Stammkunden kommen immer, auch bei den größten Stürmen“, erzählt Claudia vom Weinstand. Auch die anderen sind zuversichtlich, dass noch mehr Kunden kommen. Bis Samstag, 19 Uhr, bleibt der kleine Wandermarkt auf dem Rathausplatz. Danach geht die Tour um Deutschland weiter. Wer den Markt jetzt verpasst, muss sich nicht sorgen. Im Herbst kommt er wieder – mit neuen und frischen Produkten.