Der Französische Markt in Ludwigsburg ist vor allem eines: Ein Geschmacks- und Duftspektakel. Gaumen und Nase machen sich bis Sonntag auf eine bezaubernde Reise.
Die Nase ist als erstes da. Noch bevor die Augen die französischen Flaggen auf den weißen Zelten sehen können, schnuppert sie einen Hauch Knoblauch. Der Französische Markt ist zurück. Bis Sonntag kann auf dem Rathaushof in Ludwigsburg geschlemmt werden.
Der Knoblauch ist gleich wieder weg, wenn man vorne seitlich den Rundgang startet. Denn hier steht ein riesiger Korb mit Lavendelsäckchen. Vier Stück für fünf Euro. Manche Besucher befühlen sie lächelnd, andere schnuppern beseelt vor sich hin. Die Provence mitten auf dem Marktplatz.
Croissants, buttrig und warm
Doch erst einmal ist der Hunger stärker. Gegenüber, dort, wo es so schön nach Knobi riecht, hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Thomas Candey und sein Team backen hier Baguettes, verschiedene Quiches, Eclairs, Pain au chocolat und Croissants. Ja, die Croissants. Ihr Duft ist so butterig, warm und verheißungsvoll, dass man ihn sich am liebsten hinter die Ohren tupfen würde, um ihn für immer zu behalten.
Die passenden Getränke gib es ein Stück weiter: französische Weine, Cidre, Crémant und Champagner werden ausgeschenkt. Gleich daneben duftet es schon wieder verheißungsvoll: Im Holzofen werden Flammkuchen gebacken – bei 400 bis 500 Grad. Che Simon bietet sie klassisch, also mit Schmand, Speck und Zwiebeln und – neu – auch mit Kürbis an. Mit einem fröhlichen „Bon appétit“ überreicht er seinen Kunden die heißen Teigfladen.
Simon spricht aber auch deutsch. Er kommt aus dem Elsass. Seine Kollegen von den anderen Ständen, die aus allen möglichen französischen Regionen kommen, tun sich da schwerer. Die Verständigung klappt dennoch bestens. Die Besucher kramen ihre Französisch-Kenntnisse zusammen, die Marktbeschicker lernen immer neue Wörter.
Seit etwa 20 Jahren macht der Französische Markt zweimal im Jahr in Ludwigsburg Station. Mehrere Monate im Jahr touren die Händler mit ihren Leckereien aus ihrer Heimat durch ganz Deutschland – von Hamburg bis nach Garmisch-Partenkirchen.
Ideengeber und langjähriger Macher der kleinen Märkte war Horst Brauner, „Monsieur Brauner“, wie ihn seine Marktbeschicker nannten. Er verstarb im vergangenen Jahr. Seither ist Jérémie Limouzin der Markt-Manager.
Außerdem verkauft er Knoblauch auf dem Französischen Markt. Nicht irgendeinen, sondern rosa Knoblauch aus Südwest Frankreich. „Très parfumé“, sagt er. Also sehr duftend. Und das ganze sechs Monate lang, wenn man die hübschen rosa Knollen an einem trockenen Ort lagert.
Wie Gott in Frankreich
Jérémie Limouzin verkauft aber auch Käse. Etwa zwei Dutzend Sorten sind im Angebot: würziger Tomme de Savoie, cremiger Brie de Meaux, lange gereiften Comte – wer Käse liebt, fühlt sich hier wie Gott in Frankreich. Oder der nächste Stand. Dort geht es um die Wurst: Salami in allen Varianten – Ente, Hirsch, Walnuss, Provençal, dazu Rilette, Terrine, Pastete . . . Da fällt manchem Marktbesucher die Entscheidung nicht leicht.
Zu den ersten Kunden am Mittwoch gehörte der Ludwigsburger Axel Müller. Er hat in seiner Mittagspause schnell einen Flammkuchen gegessen und findet: „Solche Märkte könnten öfter sein.“ Er taucht gern ein in andere Kulturen: „Das hier ist wie ein Schüleraustausch für Erwachsene.“
Weiter geht es zu den süßen Sachen. Allein neun verschiedene Sorten von Macarons stehen zur Auswahl – von Erdbeer und Vanille über Haselnuss und Himbeere bis hin zu Nutella und Karamell mit gesalzener Butter. Ein Macaron kostet zwei Euro, drei gibt es für fünf Euro, und so weiter. Je mehr man nimmt, umso günstiger wird’s. Und dann gibt es ja noch diese kleinen Gebäckstückchen. Rouelé chocolat, Crepette pistache, Mini-Croissant vanille . . . so süß, so fettig und so hoffnungslos unwiderstehlich.
Nach all der Schlemmerei geht es am letzten Stand dann nur noch ums Schnuppern. Seifen in allen Farben und in allen Geruchsvarianten von Zedernholz bis Kirschblüte liegen aus. Und dann geht’s nochmal bei den Lavendelsäckchen vorbei – damit die Nase wieder runterkommt.
Frankreich in Ludwigsburg
Die Zeiten
Der Französische Gourmetmarkt in Ludwigsburg findet noch bis Sonntag, 13. Oktober, auf dem Rathaushof statt. Geöffnet ist jeweils von 11 bis 19 Uhr, am Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Der Markt
Die acht Händler touren in etwa gleicher Besetzung mehrere Monate im Jahr durch ganz Deutschland. Sie besuchen rund 20 Städte von Hamburg bis Garmisch-Partenkirchen und fahren dazwischen in ihre französische Heimat, um sich mit frischen Waren auszustatten. In Ludwigsburg macht der Französische Markt jeweils im Frühjahr und im Herbst Station.