Der französische Militärstützpunkt Île Longue spielt eine Schlüsselrolle im Konzept nuklearer Abschreckung. Dort liegen U-Boote mit Raketenwerfern. Doch die Sicherheitsvorkehrungen sind offenbar mangelhaft.

Bretagne - Es gibt noch weiße Flecken auf der Landkarte. Die Île Longue zählt dazu, die „Lange Insel“. Lange Halbinsel müsste sie eigentlich heißen, ist sie doch mit dem französischen Festland verbunden. Michelin-Karten weisen sie als blütenweißes Halbrund aus. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Die Landzunge im äußersten Westen der Bretagne ist nicht unbekanntes Brachland. Sie beherbergt einen Atom-U-Boot-Stützpunkt, dem als zentrales Element nuklearer Abschreckung eine Schlüsselrolle zukommt. Und unbekannt ist die Île Longue auch nicht. Mitte der Woche ist sie ganz heftig ins Gerede geraten.

 

Wenn stimmt, was die im nahen Brest erscheinende Regionalzeitung „Le Télégramme“ herausgefunden hat, dann sind die um das Militärgelände errichteten Sperren und Sicherheitsvorkehrungen löchrig wie französischer Emmentaler. Eine Namenskarte mit Foto und leicht kopierbarem Magnetstreifen genügt demnach, um Zutritt zum Stützpunkt zu erhalten. Mitarbeiter, die versetzt werden oder aus dem Militärdienst ausscheiden, dürfen ihre Karten behalten und erfreuen sich weiterhin freien Zugangs. Wer mit dem Auto kommt, benötigt nur ein weißes Blatt Papier mit ein paar Fahrzeugdaten. Panzersperren, die einen eindringenden, mit Sprengstoff gefüllten Lastwagen aufhalten könnten, gibt es nicht.

Für Terroristen wäre die Île Longue gewiss ein lohnendes Ziel. Vier mit Raketenwerfern ausgerüstete Atom-U-Boote werden auf dem Stützpunkt gewartet. Interkontinentalraketen lagern dort, bestückbar mit jeweils bis zu sechs Atomsprengköpfen, was einer Sprengkraft von jeweils 960 Hiroshima-Bomben entspricht. Es hatte bereits früher Hinweise gegeben, dass die Sicherheitsvorkehrungen zu wünschen übrig lassen. Bei einer Übung hatten zwei Eindringlinge im Juni 2012 eine Bombenattrappe auf einem der U-Boote befestigt und das Gelände unbehelligt wieder verlassen. Die beiden waren im Besitz eines schwarzen Anhängers gewesen, dessen Träger von Sicherheitskontrollen ausgenommen ist. Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian nimmt den Befund des bretonischen Blattes sehr Ernst. Der Minister hat „eine eingehende Untersuchung“ angeordnet.