Der französische Modeschöpfer Pierre Cardin ist im Alter von 98 Jahren gestorben.

Paris - Pierre Cardin hat die Mode revolutioniert und in über 70 Jahren ein wahres Imperium aufgebaut - nun ist der Designer im Alter von 98 Jahren gestorben. „Ein Tag großer Traurigkeit für unsere ganze Familie, Pierre Cardin ist nicht mehr“, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung seiner Familie, die der Deutschen Presse-Agentur in Paris vorlag. Laut französischen Medienberichten starb er am Dienstag in einem Krankenhaus bei Paris.

 

Mit Cardin hat Frankreich einen der größten Visionäre der Mode verloren. Denn der Designer hat nicht nur die futuristische Mode mitbegründet, sondern als erster seiner Branche Mode für die Masse entworfen und wie kein anderer seinen Namen weltweit vermarktet.

„Wenn ich zu einem hochgeblickt habe, dann zu ihm“

Der Modeschöpfer Harald Glööckler würdigte Cardin als als „größten Modeschöpfer überhaupt“. „Wenn ich zu einem hochgeblickt habe, dann zu ihm“, sagte er der dpa. „Sein brillantes und reichhaltiges Schaffen wird auf dem Gebiet der Mode und der Haute Couture, aber darüber hinaus auf allen künstlerischen Gebieten bleibende Spuren hinterlassen“, so reagierte Frankreichs ehemaliger Kulturminister Jack Lang auf Cardins Tod. Er sei „jemand, der alles in der Mode, wie wir sie heute kennen, erfunden hat“, sagte die Pariser Stil-Ikone Sophie Fontanel dem Sender Franceinfo.

Cardin wurde mit seiner Schneiderkunst zu einem der reichsten Männer Frankreichs. Der Nachwelt hinterlässt er ein Mode-Imperium aus Hunderten Fabriken und Lizenzen weltweit. Aus seinem Reichtum hat er nie einen Hehl gemacht: Er könne sich alles leisten, wie er einst in einem Interview unbefangen erklärte.

Cardin galt als einer der Erfinder der futuristischen Mode

Der Designer wurde am 2. Juli 1922 als Sohn eines französischen Weinhändlers in Italien geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging er nach Paris und begann als Modezeichner im Haus Paquin. Nur kurze Zeit später wechselte er zu Christian Dior, wo er 1947 bei der Kreation des legendären „New Look“ mitwirkte. Drei Jahre später schon gründete er sei eigenes Haute-Couture-Unternehmen.

Cardin galt neben Paco Rabanne und André Courrèges als Erfinder der futuristischen Mode. So schickte er Anfang der 1960er Jahre seine Mannequins in astronautenähnlichen Anzügen und mit Helm über den Laufsteg.

Cardin war seiner Zeit voraus

Bis ins hohe Alter hinein entwarf er Kollektionen. Zu seinen erfolgreichsten Kreationen gehörten geometrisch geschnittene Minikleider mit Schießscheibenmustern und Röcke mit Vinylstreifen.

Der Branchenveteran war der erste Couturier, der eine Prêt-à-porter-Kollektion auf den Markt brachte - und der erste seiner Zunft, der seinen Namen für unzählige Produkte wie Möbel, Mineralwasser, Plattenspieler und Autos hergab.

Cardin war auch ansonsten seiner Zeit voraus: Er streckte früher als alle anderen seine Fühler nach der ehemaligen Sowjetunion aus und entdeckte früher als alle den chinesischen Markt.