"Wir suchen sie und ich bin mir ganz sicher: Sie sucht uns auch." Noch will Michaela Leschke die Hoffnung nicht aufgeben. Seit dem 6. Februar vermisst die Stuttgarterin ihren Hund Wanja – und hat seither alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Vierbeiner zu finden.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart – „Wir suchen sie und ich bin mir ganz sicher: Sie sucht uns auch.“ Noch will Michaela Leschke die Hoffnung nicht aufgeben. Seit dem 6. Februar vermisst die Stuttgarterin ihren Hund Wanja – und hat seither alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Vierbeiner zu finden.

 

An diesem kalten Februartag ist Michaela Leschke mit einer Freundin am Katzenbacher Hof in Vaihingen spazieren. Die beiden Frauen haben vier Hunde dabei – darunter Michaela Leschkes Labrador-Hündin Chiara und die fünfeinhalb Jahre alte Mischlingshündin Wanja, die die 55-Jährige vor vier Jahren zu sich in den Stuttgarter Westen geholt hatte. An diesem Nachmittag finden in der Nähe Schießübungen statt. Ein plötzlicher Knall - und Wanja reißt sich von der Schleppleine los. Wie ein Pfeil schießt sie ins Unterholz. Seither ist die Hündin verschwunden.

Rufe, Pfiffe - alles umsonst

Stundenlang sei sie an diesem Nachmittag rufend und pfeifend die Wege um den Katzenbacher Hof auf und ab gegangen, erzählt Michaela Leschke. Förster und Waldarbeiter helfen bei der Suche, eine Freundin fährt das Gebiet mit dem Auto ab – alles ohne Erfolg. Erst als es schon lange dunkel geworden ist, gibt Michaela Leschke auf und fährt schweren Herzens nach Hause. Am nächsten Tag ist sie in aller Frühe wieder da. Sogar ein Mitglied des Roten Kreuzes sucht mit seinem Mantrailerhund nach Wanja. Doch im frisch gefallenen Schnee kann dieser die Fährte nicht aufnehmen.

Mit Hilfe des Haustierregisters Tasso werden Suchplakate gedruckt, die Michaela Leschke und ihre Helfer rund um den Katzenbacher Hof, die Solitude und das Bärenschlössle aufhängen. Auch im Internet und über das soziale Netzwerk Facebook wird der Aufruf verbreitet. 500 Euro Belohnung setzt die 55-Jährige aus. Bald gibt es erste Anrufe von Menschen, die glauben, Wanja gesehen zu haben.

Suche führt ins Obdachlosenmilieu

Ihre Suche führt Michaela Leschke sogar ins Stuttgarter Obdachlosenmilieu: „Eines Tages hat mich ein Mann angerufen, der meinte, Wanja im Hospitalviertel mit einem Mann gesehen zu haben.“ Dieser habe einen etwas abgerissenen Eindruck gemacht, könnte womöglich wohnungslos gewesen sein. Michaela Leschke durchkämmt die Innenstadt, hängt Flyer auf und spricht Straßenmusiker und Punks an: „Alle waren unheimlich freundlich und hilfsbereit und versprachen, die Augen offen zu halten.“

Jetzt gibt es jedoch eine neue heiße Spur. Eine Frau hat sich gemeldet: Sie habe Wanja in den Feldern bei Magstadt gesehen. Michaela Leschke hat dort mittlerweile einige ihrer Kleidungsstücke aufgehängt, um ihre Hündin durch den Geruch anzulocken. „Wir suchen tatsächlich nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.“ Beeindruckt ist die 55-Jährige von der großen Hilfsbereitschaft. Wildfremde Menschen bieten ihre Unterstützung an.

Zwischen Bangen und Hoffen

Diese Wochen zwischen Hoffen und Bangen schlagen natürlich auch aufs Gemüt: „Die Frustration nach einer weiteren Runde erfolgloser Suche ist sehr groß.“ Michaela Leschke ist froh, dass sie sich als Freiberuflerin ihre Zeit relativ frei einteilen kann. Die 55-jährige Mutter zweier erwachsener Töchter arbeitet in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum Esslingen. Sie bietet tiergestützte Therapien an – zusammen mit ihrer Labradorhündin Chiara.

Noch schwerer fällt die Suche, weil die Hündin fremden Menschen mit Vorsicht begegnet. Wanja verbrachte ihre ersten Lebensmonate als Straßenhündin in der Türkei. Vermutlich hat sie in Antalya mit Zweibeinern eher schlechte Erfahrungen gemacht. Der Tierschutzverein Care-4-life holt den Mischling nach Deutschland. Eher durch Zufall kommt Wanja im Februar 2009 zu Michaela Leschke: „Ich sollte sie nur in Pflege nehmen, bis neue Besitzer für sie gefunden sind, doch ich habe mich auf der Stelle verliebt.“ Am Anfang ist die Hündin völlig verängstigt, doch mit der Zeit wird das Tier immer zutraulicher und selbstbewusster.

„In Situationen, die sie nicht kennt, reagiert sie aber immer noch sehr unsicher“, sagt Wanjas Frauchen. Wer die Hündin sieht, sollte in die Knie gehen und leise nach ihr rufen. „Möglicherweise überwiegt dann die Neugier ihre Angst.“ Michaela Leschke setzt auf den Überlebenstrieb ihrer Hündin: „Hungrige Hunde überwinden ihre Scheu und gehen auf Menschen zu – das ist meine Hoffnung.“

Wanja ist etwa kniehoch, schlank und hat kurzes braun-schwarzes Fell und eine dunkle Schnauze. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 0171/1951585 bei Michaela Leschke zu melden.