Gewalt gegen Frauen ist in Bolivien weit verbreitet – und wird achselzuckend toleriert. Doch nun rührt sich Widerstand. Prominente Frauen machen die erduldeten Schläge ihrer Männer publik – ein Politikum.

Von anrüchigen Sprüchen über Schläge bis hin zum Mord an Frauen – in Bolivien haben Frauenorganisationen erstmals Sexismus zu einem der Themen im Wahlkampf gemacht. Hintergrund ist eine UN-Statistik, nach der die Gewalt gegen Frauen nirgendwo in Lateinamerika so hoch ist wie in Bolivien. Der Frauenorganisation Cidem zufolge sind in diesem Jahr bis Juni 59 Frauen nur wegen ihres Geschlechts ermordet worden. Häusliche Gewalt nehme von Jahr zu Jahr zu. Auch Präsident Evo Morales ist wegen seiner berüchtigten Sprüche unter Beschuss.

 

Zwei Parlamentskandidaten gaben jetzt auf, nachdem bekannt wurde, dass sie ihre Frauen verprügelt hatten. „Machisten runter von den Listen!“, so lautet die Parole der Frauen-Kampagne. Zunächst zog Adolfo Mendoza seine Kandidatur zurück. Er strebte für die linke Regierungspartei MAS einen Senatssitz an, dann beschuldigte ihn seine Frau öffentlich, sie verprügelt zu haben. Kurioserweise ist Mendoza einer der Parlamentarier, die ein Gesetz zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt in die Wege leiteten. Auch Jaime Navarro trat von seiner Kandidatur als Abgeordneter zurück, als ihn die Mutter seiner jüngsten Tochter bezichtigte, sie verprügelt zu haben. Dagegen versucht Ciro Zabala weiterhin, in Cochabamba einen Senatssitz zu erringen – er hatte mit der Meinung Aufsehen erregt, um die Gewalt an Frauen einzudämmen, müsse man ihnen erstmal beibringen, sich richtig zu benehmen. Zabala erwähnte Alkohol und aufreizende Kleidung, was Spötter ihm als Plädoyer für die bolivianische Burka auslegten.

Alle drei Politiker sehen sich als Opfer eines „schmutzigen Krieges“, den der politische Gegner gegen sie führe. In Zabalas Augen hat der Eklat jedoch auch Vorteile: „Niemand wusste, dass Ciro Zabala Senator werden will, jetzt weiß es alle Welt“, sagte er der Zeitung „La Razón“.   Auch Präsident Morales ist berüchtigt für anrüchige Sprüche – etwa, dass Soldaten unantastbar seien, auch wenn sie vergewaltigten. Morales, der nicht verheiratet ist, steht im Ruf, ein Frauenheld zu sein; nicht nur im Karneval ist ihm der Spottname Evusconi zugedacht worden, in Anspielung an den skandalumwitterten italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.