Endlich dürfen Frauen in Saudi-Arabien Autofahren. Ein Fortschritt – wäre da nicht die Verhaftungswelle gegen führende Frauenaktivistinnen.

Riad - Die saudischen Autofahrerinnen jubeln. Endlich darf auch in der Heimat des Propheten die andere Hälfte der Bevölkerung das Steuer selbst in die Hand nehmen. Das Königreich ist aufgewacht, so scheint es, und findet Anschluss an die moderne Welt. Wäre da nicht die Verhaftungswelle gegen führende Frauenaktivistinnen. Sie haben die gesellschaftlichen Diskussionen beflügelt und zementierte Tabus gebrochen. Und sie haben neben dem Autofahren auch den Kern der weiblichen Diskriminierung ins Visier genommen, das praktisch schrankenlose männliche Vormundschaftsrecht.

 

Das patriarchalische Gehabe spiegelt sich auch im großen Reformgeschehen wider

Denn in allen wichtigen Fragen ihres Lebens sind Frauen den männlichen Verwandten praktisch ausgeliefert. Und selbst wenn es gut läuft in den Familien, Frauen in Saudi-Arabien besitzen kaum verbriefte Rechte. Dieses patriarchalische Gehabe daheim spiegelt sich auch im großen Reformgeschehen wider. Bürgerrechte werden nicht von unten erstritten, sie werden von oben gewährt. Wer etwas anderes fordert, rüttelt automatisch an den Grundfesten der Macht, wandert hinter Gitter und kann sich schnell vor einem Terrorgerichtshof wiederfinden. So auch bei den Vorkämpferinnen des Autofahrens. Dem ersten weiblichen Autotag gibt das einen bittereren Beigeschmack, dem von ungebrochener Männerwillkür und Selbstherrlichkeit.