Aus der Umweltschützerin Monika Schittenhelm ist die Kommunalpolitikerin geworden. Sie saß schon für zwei Fraktionen im Gemeinderat. Eine Benachteiligung von Frauen hat sie dabei nicht erlebt, aber viele Veränderungen.

Ludwigsburg - Ihre politische Karriere hat Monika Schittenhelm nie besonders forciert. Es hat sich vielmehr so ergeben. Schittenhelm kam aus der Umweltbewegung, war in der Jugend des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) aktiv und hat später dessen Kreisverband geleitet. Zu den Grünen fand sie, weil sie das Fällen von 40 Obstbäumen im Ludwigsburger Stadtgebiet verhindern wollte. Dieser Einsatz war zwar nicht von Erfolg gekrönt, ihr politisches Engagement aber blieb.

 

Gemeinschaft zwischen Ortsverein und Fraktion ist zerbrochen

Schittenhelms frühe Weggefährten waren Daniel Renkonen und Markus Rösler. Während sich Renkonen wie sie im BUND engagierte, wurde Rösler vom Naturschutzbund Nabu geprägt. Die beiden sind heute für die Grünen im Landtag. Und Schittenhelm macht im Gemeinderat Kommunalpolitik – für die SPD.

So ganz heimisch fühle sie sich dort nicht, noch immer nicht, gibt Monika Schittenhelm unumwunden zu. Vergleichsweise früh stellte sich bei ihr das Gefühl ein, bei den Genossen zu fremdeln. 2004 hatte sie die Grünen im Streit verlassen. Sowohl die SPD als auch die Grünen warben dann im Vorfeld der Kommunalwahl 2009 um sie. Die heute 39-Jährige entschied sich für die Sozialdemokraten. Sie wollte weiter mitgestalten, sich einbringen, Politik machen in einem Ort, in dem sie lebt, der sie prägt – aber nicht unbedingt mit den Weggefährten von einst. Diese Zeit war vorbei. Es sei dann ein guter Wahlkampf gewesen. Konstruktiv und gleichberechtigt, so habe sie das Miteinander bei den Sozialdemokraten empfunden: „Ich habe mich sehr wohlgefühlt.“ Gleichwohl sei das nach der Wahl schnell auseinander gebrochen, sie vermisste die Gemeinschaft von Ortsverein und Fraktion. Das ist bis heute geblieben.

Der Politikstil hat sich mit der Zeit verändert

Schittenhelm musste feststellen, dass sich der Politikstil der beiden Parteien in erheblichem Maße unterscheidet. Bei den Sozialdemokraten gehe es hierarchischer zu. Anders, als sie es von den Grünen kannte. Damals habe man um die Sache gerungen, diskutiert: „Wir haben eigene Positionen gesucht und versucht, sie zu vertreten.“ Sie weiß, das sei „heute bei den Grünen auch anders“. So sehr sie diese Veränderung bedauert, ist sie doch Realistin. „Es war eine komplett andere Zeit.“

Sie waren zusammen groß geworden, waren befreundet, verbrachten die Freizeit miteinander. Sprich: sie hätten „als Grüne mehr zusammengehalten“, wie es Schittenhelm rückblickend formuliert. Anders wäre es aber auch gar nicht gegangen. Sie wollten sich schließlich Gehör verschaffen für ihre Anliegen, so sehr diese auch in den Augen anderer ein Affront waren. Den Radverkehr zu stärken, zum Beispiel, war ein Ansatz, den die wenigsten verstanden hätten. In ihrer Haushaltsrede 1996 erläuterte Schittenhelm, was Nachhaltigkeit bedeute. „Ich erklärte den Begriff“, sagt sie.

Auch heute kämpft Schittenhelm für ihre Themen. Sie lässt sich nicht davon abbringen, dass es die Komplexität nicht mehr zulässt, immer gemeinsam um jedes Thema zu ringen. Die Welt sei viel zu komplex, als dass Bürgerbeteiligung in diesem Sinne noch wirklich funktioniere.

Ihr geht es immer um die Sache

Die Stadtentwicklungspläne etwa seien so vielfältig, „dass die Verwaltung gar nicht anders kann, als die Anregungen aufzunehmen“ – um sie dann in den Gesamtkontext des Stadtentwicklungskonzeptes einzubinden. Welcher einzelne Bürger könne schon erkennen, ob eine kleine Modifikation an einer Stelle an anderer Stelle nicht doch eine größere Veränderung auslöst? Umso größer ist aus ihrer Sicht die Bedeutung des Stadtteilausschusses, wo vor Ort direkt um die Sache gerungen wird – und wenn es nur um einen klappernden Gullideckel geht.

Ganz gleich aber in welchem Gremium, ob im Gemeinderat oder im Oststadtverein, ob sie sich mit Männern oder Frauen streite – sie habe nie wahrgenommen, dass man mit ihr einen anderen Umgang pflegt, weil sie eine Frau ist, sagt Schittenhelm. Warum auch: ihr gehe es schließlich stets um die Sache. Die war ihr immer wichtig, nicht sie selbst. Und das ist bis heute so.