Die Zahl von Chefinnen in börsennotierten Unternehmen sinkt. An einem Mangel an qualifizierten Frauen kann das nicht liegen, findet Barbara Schäder, und mahnt die Unternehmen zu mehr Engagement.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Stuttgart - Bundeskanzlerin Angela Merkel erfreut sich konstant hoher Umfragewerte. Die Mehrheit der Deutschen hat offenbar kein Problem damit, von einer Frau regiert zu werden. Da sollte man meinen, dass auch in der Wirtschaft ein Umdenken einsetzt. Doch hier bleiben Frauen in Führungspositionen eine Ausnahmeerscheinung, wie eine neue Studie bestätigt: Bei den 160 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland beträgt der Frauenanteil in der Vorstandsetage gerade mal sechs Prozent. Und in vier von fünf Unternehmen ist der Vorstand ausschließlich mit Männern besetzt.

 

Im Jahr 2015 sind schon so lange so viele hochqualifizierte Frauen auf dem Markt, dass mehr von ihnen den Aufstieg an die Spitze geschafft haben müssten. Mehrere gravierende Hindernisse dafür sind bekannt. Allen voran der Umstand, dass die Kindererziehung und die damit verbundenen beruflichen Aus- oder Teilzeiten hauptsächlich Frauen zufallen. Bessere Betreuungsangebote können hier helfen, ein Allheilmittel sind sie nicht. Viele Frauen wollen nicht nur Kinder, sondern wollen auch etwas von ihnen haben. Nötig wären mehr Teilzeitmodelle, die auch für Väter attraktiv sind. Damit würden die Beförderungschancen von Männern und Frauen im für die Karriere entscheidenden Alter zwischen 30 und 45 etwas ausgeglichener.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist allerdings nicht das einzige Problem. Vorurteile über mangelnde Führungsstärke und Männer-Seilschaften behindern auch heute noch das Vorankommen fähiger Frauen. Klare Vorgaben für die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen sind daher notwendig. Das geplante Gesetz für eine Frauenquote in Aufsichtsräten sieht vor, dass die Unternehmen zusätzlich eigene Ziele für den Frauenanteil im Vorstand festlegen müssen. Sollte dieser in den kommenden Jahren trotzdem nicht steigen, muss auch für das Management eine gesetzliche Quote her.