Bisher hat sich Ex-Minister Rech nur verbal für die CDU-Frauen eingesetzt. Nun könnte er Taten folgen lassen – indem er sein Mandat an seine Zweitkandidatin abgibt. Doch Rech zögert.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Das Sprichwort dürfte Heribert Rech als christlichem Demokraten wohl vertraut sein. „Nicht an den Worten, an den Taten sollt ihr sie erkennen“, lautet es in Anlehnung an die Bibel. In der nordbadischen CDU wird es neuerdings öfter im Blick auf den früheren Bezirksvorsitzenden und dessen Einsatz für die Frauen in der Partei zitiert.

 

Verbal hat es der Ex-Innenminister Rech da an wenig fehlen lassen. Gleich bei seinem Rückzug als Bezirkschef lenkte er den Blick auf die „guten Frauen“ in Nordbaden. Auch dadurch konnte sich die Witwe seines Vorgängers, Brigitte Schäuble, zur Kandidatur gegen CDU-Fraktionschef Peter Hauk ermuntert fühlen. Rechs Abschiedsrede beim Parteitag in Sinsheim und sein Werben für einen „personellen Wandel“ wurde ebenfalls als Unterstützung für die Bürgermeisterin aus Gaggenau gewertet.

Zu wenig Unterstützung für Kandidatin?

Praktisch aber hätten sich manche CDU-Frauen mehr Engagement von Rech erhofft. Nach der herben Niederlage der Herausforderin, die nur knapp ein Viertel der Stimmen erhielt, galt die Manöverkritik auch ihm. Er hätte im Vorfeld des Parteitages mehr tun können, um die Nachfolge in Richtung Schäuble zu lenken, wurde aus Kreisen der tief enttäuschten Frauen-Union moniert. Diese Erwartung dämpfte der CDU-Landeschef Thomas Strobl umgehend: „Demokratie heißt nicht, dass eine Frau von oben verordnet wird.“ Durch die „mutige Kandidatur“ Schäubles hätten die Christdemokratinnen aber „nicht verloren, sondern gewonnen“. Die Initiative „Frauen im Fokus“ liege ihm unverändert „sehr am Herzen“, versicherte Strobl.

Nun hätte Rech erneut eine Gelegenheit, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Eine der „guten Frauen“ aus Nordbaden immerhin hatte in Sinsheim Erfolg: mit dem zweitbesten Ergebnis wurde Hedwig Prinz aus Forst zur neuen stellvertretenden Bezirksvorsitzenden gewählt. In ihrem Heimatort ist die Lehrerin (Jahrgang 1955) und Mutter dreier erwachsener Kinder seit vielen Jahren Gemeinderätin und CDU-Fraktionschefin. Ebenfalls seit Jahren fungiert sie als Zweitkandidatin des CDU-Landtagsabgeordneten im Wahlkreis 29, Bruchsal. Dessen Name seit 1992: Heribert Rech (63), Innenminister a.D.

Die „Frauenkarte“ nur gegen Hauk gezogen?

Mehr als zwei Jahrzehnte sitzt er nun im Parlament – da könnte er das Mandat doch allmählich seiner Ersatzkandidatin überlassen, hört man seit Sinsheim öfter in der Bezirks-CDU. Das entspräche einer eingeübten Gepflogenheit. Immer wieder haben altgediente Abgeordnete vorzeitig verzichtet, um ihren Nachrückern noch ausreichend Zeit zur Profilierung zu geben.

Glaubhafter könnte Rech nicht demonstrieren, wie ernst es ihm ganz persönlich mit der Frauenförderung ist, sagen Parteifreunde. Zudem ließe sich so der Verdacht ausräumen, er habe die „Frauenkarte“ nur gegen Hauk gezogen. Nach Prinz’ Aufstieg zur Vizebezirkschefin wäre es doch ein „schönes Signal“, wenn sie auch ins Parlament einzöge. Die Riege der Abgeordneten aus dem CDU-Kreisverband Karlsruhe-Land würde dadurch ein wenig weiblicher; derzeit sind alle sechs Vertreter in Europaparlament (einer), Bundestag (zwei) und Landtag (drei) Männer.

Der „feine Kerl“ hält sich bedeckt

Noch erfolgen solche Appelle nur hinter vorgehaltener Hand, offen mag niemand Rech zum Verzicht ermuntern. Der Abgeordnete selbst, von Strobl zum Abschied als „feiner Kerl“ gelobt, hält sich wohlweislich bedeckt. Er wolle sich dazu nicht äußern, lässt er ausrichten, weil sich die Frage gegenwärtig nicht stelle – weder aus Sicht der Wähler noch der CDU-Mitglieder. Ob er seiner Zweitkandidatin Zusagen gegeben habe, wie in der Partei gewispert wird? Dazu gibt es gar keine Auskunft.

Selbst wenn Rech seinen Rückzug bereits ins Auge gefasst haben sollte – er wäre nicht der erste Abgeordnete, der davon beim Näherrücken des Termins wieder abkäme. Das Ministeramt mit all seinen Annehmlichkeiten fehle ihm doch sehr, berichten Weggefährten. Allzu gerne wäre der Jurist daher 2011 Landtagspräsident geworden. Doch die Fraktion nominierte lieber Willy Stächele. Nach dessen Sturz wegen des EnBW-Deals wollte Hauk nicht erneut einen Ex-Minister vorschlagen. Inzwischen schließen CDU-Insider nicht einmal aus, dass Rech mit einer erneuten Kandidatur im Jahr 2016 liebäugelt.

Die CDU-Frauen wollen sich nicht entmutigen lassen. Ende Juli wird der Vorstand der Frauenunion Nordbaden just in Prinz’ Heimatgemeinde Forst zusammenkommen, um die Lage nach Sinsheim und die Strategie zu besprechen. Von Resignation will die FU-Bezirkschefin und Karlsruher Abgeordnete Katrin Schütz nichts wissen. Nach der bitteren Niederlage Schäubles sei die Stimmung gedrückt, aber auch kämpferisch – getreu der Devise: „Jetzt erst recht“.