Der Weg in die Cheftagen ist für viele Frauen noch immer zu steinig. Das belegen Studien. Es bleibt also noch viel zu tut, meint die StZ-Redakteurin Nicole Höfle.

Stuttgart - Wenn es eine Dienstwagenaffäre gibt, in der eine Frau eine Hauptrolle spielt und in der es auch noch um 385 PS geht, sollte man meinen, dass die Höchststufe der Emanzipation erreicht ist. Weiter in männliche Domänen vordringen, als die Regionaldirektorin Nicole Schelling es getan hat, kann man beinahe nicht. Sie hat sich ein kalifornisches Modell der Marke Tesla mit 385 PS als Dienstwagen auserkoren, Daimler und Porsche links liegen lassen (ein Sakrileg) und sich damit jede Menge Kritik eingefangen. Am Ende hat Schelling das Fahrzeug auf eigene Rechnung geleast und damit die Affäre beendet. Typisch Frau war da nur der Schachzug am Ende, wenn überhaupt.

 

Leider bildet diese unterhaltsame Episode einen Einzelfall ab und steht keineswegs für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel. Dienstwagenaffären werden auch die nächsten Jahre den Männern vorbehalten sein, weil es so viele Frauen mit Dienstwagen, sprich Frauen in höheren Positionen, noch immer nicht gibt. Die Zahlen jedenfalls sind ernüchternd, die Stellungnahmen von Wissenschaftlern und Statistikern auch. Dass das vom Bundestag Ende des vergangenen Jahres beschlossene Gesetz zur Quotenregelung in den Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen den großen Durchbruch bringt, ist nicht zu erwarten.

Vielleicht aber bringt es der Internetseite Spitzenfrauen Baden-Württemberg (www.spitzenfrauen-bw.de) ein paar mehr Anfragen. Auf der Seite, die mit Unterstützung des Wirtschaftsministerium aufgebaut worden ist, stellen sich hundert Frauen in Spitzenpositionen vor. Ein Ziel der Initiative ist, mehr Frauen in Aufsichtsräte und Beiräte von großen und mittelständischen Unternehmen zu vermitteln. Im vergangenen Jahr aber haben lediglich sechs Unternehmen nachgefragt, und nur drei haben sich für eine der vorgeschlagenen Spitzenfrauen entschieden. Tja, sagen die verantwortlichen Frauen, die Posten würden eben immer noch über Beziehungen vergeben. Und da gilt: Mann kennt sich.

Bleibt also noch viel zu tun – mit Quoten, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, mit Mentorenprogrammen und mit fitten und qualifizierten Frauen.