Das hatte sich Frauen-Bundestrainerin Silvia Neid ganz anders vorgestellt. Ihr junges Fußball-Nationalteam kam zum EM-Auftakt nicht über ein 0:0 hinaus. Nun steht Deutschland im nächsten Spiel unter Druck und muss sich für den erhofften Gruppensieg steigern.

Växjö - Die deutschen Fußball-Frauen haben den erhofften Sieg zum Auftakt der Europameisterschaft in Schweden verpasst. Der Titelverteidiger kam am Donnerstagabend nicht über ein 0:0 gegen die hervorragend eingestellte Mannschaft der Niederlande hinaus.

 

Vor 8861 Zuschauern in der Växjö Arena fand der Rekord-Europameister über weite Strecken nicht zu seinem gewohnten Kombinationsspiel und musste am Ende mit einem Punkt zufrieden sein.

Neid: "Ich kann meiner jungen Mannschaft keinen Vorwurf machen"

"Es ist nichts passiert, wir haben einen Punkt geholt gegen eine sehr starke holländische Mannschaft. Ich kann meiner jungen Mannschaft keinen Vorwurf machen", äußerte sich Neid im ZDF nachsichtig. Ihre Spielerinnen waren selbstkritisch. "Wir haben heute nicht das abgerufen, was wir können. Im nächsten Spiel kann es nur besser werden. Wir haben total einfache Fehler gemacht", sagte eine enttäuschte Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi, verwies aber auch darauf, dass dem jungem Team noch die Erfahrung fehle. "Wir haben sehr ängstlich gespielt, deswegen konnten wir unser Spiel nicht so aufziehen", erklärte Rückhalt Nadine Angerer.

Im zweiten Spiel der Gruppe B steht die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid am Sonntag ebenfalls in Växjö gegen Island nun schon unter Druck. Die Isländerinnen trennten sich in Kalmar mit 1:1 (0:1) von Norwegen, so dass alle vier Teams jeweils einen Zähler auf dem Konto haben. Ex-Weltmeister Norwegen ging durch Kristine Hegland (26. Minute) zwar in Führung, musste aber kurz vor Schluss noch den Ausgleich durch einen von Margret Vidarsdottir verwandelten Foulelfmeter (86.) hinnehmen.

Neid vertraute bis auf eine Position der Mannschaft, die im letzten EM-Testspiel in München Weltmeister Japan mit 4:2 bezwungen hatte. Nur die seinerzeit angeschlagene Annike Krahn rückte für Luisa Wensing wieder in die Innenverteidigung neben Saskia Bartusiak.

Hoher läuferischer und körperlicher Einsatz

Das Nachbar-Duell brauchte keine lange Aufwärmphase. Beide Teams schenkten sich von Beginn an nichts und zeigten hohen läuferischen und körperlichen Einsatz. Da Mbabi (7.) hatte die erste Chance, scheiterte aber aus kurzer Distanz nach einer Hereingabe von Jennifer Cramer an der gut reagierenden "Oranje"-Torhüterin Loes Geurts. Kurz darauf platzierte Leonie Maier einen Kopfball nach einem Freistoß von Spielmacherin Dzsenifer Marozsan nicht genau genug.

Auch wenn die deutsche Elf, die seit mehr als 13 Jahren nicht mehr gegen die "Vrauwenelftal" verlor, mehr Spielanteile hatte, war der EM-Halbfinalist von 2009 in seinen Toraktionen sehr gefährlich. Fast hätte die für den Bundesligisten FCR Duisburg spielende Lieke Martens (17.) DFB-Keeperin Nadine Angerer mit einem fulminanten Distanzschuss überrascht. Doch die 34-Jährige fischte den Ball in ihrem 119. Länderspiel gerade noch aus dem Winkel und reagierte fünf Minuten später auch bei einem Versuch von Kirsten van den Ven großartig.

Auf der anderen Seite hatte die quirlige Lena Lotzen gute Offensiv-Szenen, aber zweimal nicht die letzte Konsequenz im Abschluss (24./26.). Eine Minute vor der Pause hatten die zahlreichen deutschen Fans bereits den Torschrei auf den Lippen: Marozsan spitzelte den Ball an Geurts, aber auch knapp am langen Pfosten vorbei. Die DFB-Elf sah nicht glücklich aus, als sie mit dem 0:0 in die Kabine ging.

Mit der Hereinnahme von Simone Laudehr einen Tag vor ihrem 27. Geburtstag kam etwas mehr Zielstrebigkeit in die Aktionen. Doch Holland blieb ein unangenehmer und fast gleichwertiger Rivale, vor dessen Stärke Neid nicht zu Unrecht gewarnt hatte. In der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs konnte sich das DFB-Team mehrfach bei Angerer bedanken, die sehr gut mitspielte und gegen die frei vor ihr auftauchende Manon Melis (62.) per Fußabwehr den möglichen Rückstand verhinderte. Da die DFB-Elf in der Schlussphase kaum etwas zuzusetzen hatte und sich keine nennenswerte Chance in der zweiten Hälfte erspielte, war es am Ende für den Titelfavoriten sogar ein fast glückliches Unentschieden.