Teams wie die Elfenbeinküste sind noch nicht reif für eine Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Es fehlt nicht nur an Erfahrung, sondern auch noch an der Basisarbeit in den Landesverbänden.

Ottawa - Simone Laudehr schwenkte gefährlich den Pappbecher mit einem Elektrolytgetränk, als die Dauerläuferin sich der Debatte widmete, die wie eine dunkle Gewitterwolke über dem Lansdowne Park lag – nach diesem deutschen 10:0-Auftaktsieg in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Was bitte hat ein Team wie die Elfenbeinküste bei einer Frauen-WM verloren? Sollen solche  Exoten nun mitmachen oder nicht?

 

Die beim 1. FFC Frankfurt angestellte Simone Laudehr, Welt- und Europameisterin und neuerdings auch Champions-League-Siegerin vertrat dazu keine konkrete Meinung „Wenn sie hier mitspielen, haben sie es irgendwie schon verdient.“

Auch der Weltranglisten-67. darf bei der WM spielen

Doch während die Tür für eine Frauenfußball-Nation wie Dänemark, die keinen der acht für Europa zugeteilten Startplätze ergatterte, verschlossen blieb, ist mit der Erweiterung des Teilnehmerfelds auf 24 Teams beispielsweise der Weltranglisten-67. aus Westafrika eingetreten. Mit all seinen Defiziten.

Es müssen gar keine bestechlichen Funktionäre der Fifa dahinterstecken, dass der Weltverband auf diese Bühne nun fünf Frauen-Nationalmannschaften aus Asien, fünf aus Nord-, Mittelamerika und der Karibik und eben drei aus Afrika bittet, aber die Frage stellt sich, wem beispielsweise der erste Doppelspieltag in Ottawa  genützt hat? Die Zuschauer dort gaben bis zu 90 kanadische Dollar (umgerechnet 65  Euro) aus, um erst Norwegens Lehrstunde für Thailand (4:0) und dann  Deutschlands Abreibung für die Elfenbeinküste zu sehen. Zur Ablenkung wurde entweder kiloweise Popcorn verdrückt oder jede halbwegs gelungene Szene der Außenseiter bejubelt. Und 14 Tore zur Entschädigung für beinahe drei Stunden Einbahnstraßenfußball sind ja auch nicht schlecht. Als später die Nationaltrainerinnen von Thailand und der Elfenbeinküste auf der Pressekonferenz erschienen, erklangen  Statements der Rechtfertigung. „Wir haben gelernt, wie internationaler Fußball funktioniert“, beschied Nuengrutai Srathongvian (Thailand). „Wir haben Erfahrung gesammelt“, so Clementine Touré (Elfenbeinküste).

Die WM-Endrunde als Lernwiese

Ihre Kollegin Silvia Neid bemerkte nur sanft, sie habe aus der Spielbeobachtung den Gegner viel stärker in Erinnerung und nie gedacht, dass es zweistellig ausgehen könnte. Wirklich nicht? Wer die Ivorerinnen vor Ort beobachtete, ahnte bereits, was kommen würde. Und auch die bald in den Scouting-Bereich wechselnde Bundestrainerin weiß: Eine Endrunde ist eigentlich nicht als Lernwiese gedacht. Die Pionierarbeit für die Fortentwicklung des Frauenfußballs sollte eigentlich in den Verbänden, in den Vereinen vor Ort erledigt werden. Dort muss passen und stoppen, verschieben und einrücken einstudiert werden. Und nicht vor einem Millionenpublikum bei einer Weltmeisterschaft. Die bei der Fifa für die Frauen-Wettbewerbe zuständige Tatjana Haenni, selbst ehemalige Schweizer Nationalspielerin, verspricht, dass sich das Thema bis zur WM 2019 in Frankreich erledigt und das Niveau bis dahin ausgeglichen habe.

Bereits am Donnerstag erwartet die deutsche Mannschaft mit Sicherheit eine ausgeglichenere Partie, wenn der zweite WM-Gegner Norwegen heißt.