100 Jahre Frauenwahlrecht ist das Kernthema der Weil der Städter Frauenwochen in diesem Jahr. Die Veranstalterinnen laden zu Ausstellungen und Führungen.

Weil der Stadt - Die Macherinnen der Weil der Städter Frauenwochen haben wieder ein umfangreiches und vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. Bereits zum 23. Mal findet diese über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Veranstaltungsreihe inzwischen statt und zwar stets rund um den Internationalen Frauentag am 8. März. „Wir fassen Frauenthemen zusammen, die einzeln vielleicht untergehen würden“, sagte Angelika Brombacher, die Leiterin der Volkshochschule Weil der Stadt, bei der Vorstellung.

 

Den Auftakt machen ganz weiches Dinge – nämlich Filzplastiken, die vom 24. Februar bis 24. März in der Wendelinskapelle gezeigt werden. Silvia Tanczos-Lückge, stellvertretende Vorsitzende des Kunstforums, schwärmte geradezu von den textilen Kunstwerken. „Die Künstlerin Stefanie Ehrenfried will die Wolle zum Leben erwecken, das hat fast eine mystische Wirkung“, beschrieb sie die Plastiken. So etwas wie diese Riesenskulpturen aus Schafwollfilz habe man noch nie gesehen, „und sie sind ganz weich, wenn man sie anfasst“, fügte Tanczos-Lückge hinzu.

Kabarettistisch-literarische Jahrhundertrevue

Neun Gruppen und Institutionen beteiligen sich an den Frauenwochen. Die organisatorischen Fäden laufen bei Angelika Brombacher zusammen. Sie hat auch einige der Veranstaltungen organisiert, etwa einen Vortrag über Katharina Kepler am 14. März, eine Führung durch die Ausstellung über die Anfänge der Demokratie im Südwesten im Stuttgarter Haus der Geschichte am 22. März und eine kabarettistisch-literarische Jahrhundertrevue zur Geschichte der Frauenbewegung am 17. März, letztere zusammen mit dem Kulturverein Manufaktur. Dieser wiederum bietet am 24. März eine Matinee zu „Sängerinnen im Jazz“ mit der in der Region bekannten Jazz-Sängerin Fola Dada an. Dada wird über die Schwierigkeiten von Frauen im von Männern geprägten Jazz berichten.

Die Sängerin war es auch, die den Frauenprojektchor Viva la musica mitgegründet hat. Der Chor tritt am 8. März auf, wenn der Film „Suffragette – Taten statt Worte“ gezeigt wird. Er werde unter anderem das aus der US-amerikanischen Arbeiterbewegung bekannt gewordene Lied „Brot und Rosen“ singen, das zum Synonym für die Frauenbewegung geworden sei, sagte Elisabeth Engesser von der Manufaktur.

Neben dem Kernthema 100 Jahre Frauenwahlrecht steht auch die Frage auf dem Programm, wie es den Frauen im Bundestag heute geht. Zu dieser Veranstaltung am 28. März im Jugendhaus Kloster hat bereits die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken aus dem Landkreis Calw zugesagt. Die Parlamentarierin war früher selbst im Weil der Städter Jugendhaus aktiv. „Wir haben noch weitere Abgeordnete angeschrieben und hoffen, dass noch mehr kommen“, sagte Elisabeth Engesser.

Wer sich auf Spurensuche nach Frauen in der Geschichte Weil der Stadts begeben möchte, hat bei einer Führung im Weiler Stadtmuseum am 16. März die Gelegenheit dazu. Am selben Tag wollen Mädchen und junge Frauen im Jugendhaus eine Upcycling-Aktion organisieren.

Muslime gestalten den religiösen Abschluss

Noch einmal einen Film gibt es am 24. März in der Brenzkirche zu sehen. Der amerikanische Stummfilm „Shoes“ (1916) schildert die Not armer Frauen. Der Bezirkskantor Attila Kalman begleitet den Film mit Improvisationen an der Orgel. Auch in einer Kirche, und zwar in der Maria Königin in Merklingen, findet der Weltgebetstag am 1. März statt. In diesem Jahr gestalten Frauen aus Slowenien die Liturgie. Dieser Tag sei traditionell bei den Frauenwochen dabei, sagte Angelika Brombacher.

Den – ebenfalls religiösen – Abschluss der diesjährigen Frauenwochen bildet eine Veranstaltung, zu der ausnahmsweise nur Frauen eingeladen sind. In der Qamar Moschee in Weil der Stadt organisiert die Ahmadiyya-Gemeinde einen Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema „Muhammed – der Befreier der Frauen im 7. Jahrhundert“. Die Veranstaltung soll sehr offen gestaltet sein, sagte Ayesha Shaheen, die Vertreterin der Gemeinde. Man wolle den Fokus auf die Situation der Frauen von heute legen.

„Jede Gruppe ist für die Inhalte ihrer jeweiligen Veranstaltung verantwortlich “, erklärte Angelika Brombacher. Die Veranstaltungen würden sich zum großen Teil finanziell selber tragen. Aber auch das Bundesfamilienministerium beteiligt sich mit einem Zuschuss an der Aktion.