Am Samstag startet der VfB in die Bundesliga-Rückrunde. In der Rückblick-Serie des Brustringers spricht Fredi Bobic über die 90er-Jahre in Stuttgart: über das magische Dreieck, Ranissimo, Bravo-Sport und bunte Schuhe.

Stuttgart - Beim VfL Wolfsburg kann der VfB am Samstag schon ein erstes Signal für die Rückrunde aussenden: Geht es nach unten oder nach oben in der Tabelle? Die zweite Saisonhälfte bietet noch weitere spannende Fragen in Bezug auf die Stuttgarter: Wie schlagen sie sich im DFB-Pokal? Und wie in der Europa League? Denn eigentlich will der VfB auch in diesen Wettbewerben an vergangene erfolgreiche Zeiten anknüpfen.

 

Zeiten, die der Manager Fredi Bobic als Spieler schon in Cannstatt erlebt hat. Von 1994 bis 1999 stürmte er für den VfB, gewann den DFB-Pokal, erreichte das Finale des Europacups der Pokalsieger und war als Teil des magischen Dreiecks eine der prägenden Figuren der Liga.

In der Rückblick-Serie des Brustringers, die in loser Reihenfolge 50 Jahre Bundesliga aus der Sicht des VfB beleuchtet, spricht Bobic über Panini-Bilder, Joachim Löw und Derbys gegen den KSC.


Herr Bobic, für Sie persönlich begann die Zeit beim VfB von 1994 an gleich mit einem großen Karrieresprung. Sie wechselten von den Stuttgarter Kickers aus der zweiten Liga in die Bundesliga.
Ja, in die erste Liga wollte ich immer. Außerdem gab es dann endlich Panini-Bilder von mir (lacht).

Die Aufkleber waren schnell sehr begehrt. Sie hatten einen überragenden Start in Ihre erste Saison.
Mein erstes Bundesligaspiel war einer meiner persönlichen Höhepunkte. Titel sind natürlich auch schön, aber mein erstes Spiel in der Bundesliga mit dem VfB, meinem Lieblingsclub, war einer meiner schönsten Karrieremomente. Es ging gegen den HSV - Freitagabend, Flutlicht…

Sie wurden eingewechselt und haben dann das entscheidende 2:1 in der 90. Minute geschossen.
Es war ein Traum! Auf solch einen Moment arbeitet man hin. Und es ging so toll weiter.

In den ersten fünf Saisonspielen haben Sie immer ein Tor erzielt.
Da war ich schon stolz, was ich geschafft hatte. Gerade weil ich aus der zweiten Liga kam. Dort war alles sozusagen mit Laminat ausgelegt. Die erste Liga war dann Parkett! Da war alles noch größer.

Auch gegen den KSC haben Sie dann immer überzeugt.
In den Derbys war ich besonders motiviert, denn da ging es immer richtig ab. Und ich war eigentlich auch immer gut drauf. Das waren oft harte Spiele, denn der KSC hat ja damals versucht, auf Augenhöhe zu sein.

Die erste Saison endete mit einem Mittelfeldplatz. Dann kam Rolf Fringer als Trainer.
Er hat uns richtig Fußball spielen lassen. Wir waren sehr offensiv, haben hinten auch schon mit Viererkette agiert. Und so kamen viele Puzzleteile zusammen, die dann dazu geführt haben, dass Elber, Balakov und ich von den Medien zum magischen Dreieck gemacht wurden.

Vorher gab es aber dann noch einen entscheidenden Trainerwechsel: Joachim Löw kam.
Da haben ja auch viele am Anfang gedacht: Ein unerfahrener Trainer ohne großen Namen – geht das gut? Und als wir uns in der ersten Pokalrunde gegen Fortuna Köln abgekämpft hatten, hat man schon Horrorszenarien an die Wand gemalt. Doch kurz danach haben wir spektakuläre Spiele geliefert und die Gegner teilweise mit hohen Ergebnissen weggeschossen.

Sie gehörten als magisches Dreieck zu den ersten großen Stars der Bundesliga.
In der Zeit hat sich in und um die Liga viel verändert. Es war eine ganz neue Medienwelt – auf den Showcharakter wurde viel mehr Wert gelegt. Es gab im Fernsehen zum Beispiel Ranissimo, und die Bravo-Sport kam auf. Die war fast jede Woche in Stuttgart, um irgendwelche Fotos von uns zu schießen. Es war eine sehr spontane, freie und zügellose Zeit, in der wir auch viel Mist angefangen haben.

Was denn?
Na zum Beispiel die bunten Fußballschuhe. Wir vom magischen Dreieck waren die ersten mit farbigen Schuhen. Außerdem war es gut, dass es damals noch keine Foto-Handys gab. Wir hatten es einfacher, beim Trainingslager mal über den Balkon auszubüchsen. Das ist mittlerweile ja unvorstellbar (lacht).