Die Bäume auf dem alten Freibad-Areal in Fellbach sollen laut Baubürgermeisterin Beatrice Soltys soweit wie möglich erhalten bleiben. Im Gemeinderat gab es auch deshalb kaum Widerstand gegen die Pläne der Bauverwaltung.

Fellbach - Angesichts der lautstarken Reibereien, heftigen Diskussionen und wechselseitigen Vorwürfe der vergangenen Monate ging die Entscheidung im Fellbacher Gemeinderat nun vergleichsweise zügig und geräuschlos über die Bühne: Das Lokalparlament hat ohne große Gegenwehr das Wettbewerbsverfahren für die Bebauung des früheren Freibad-Areals auf den Weg gebracht.

 

Das Gelände an der Ecke Untertürkheimer Straße und Esslinger Straße am Fuße des Kappelbergs hat eine idyllische Vergangenheit. Vor allem mit dem riesigen Baumbestand verbinden viele Fellbacher angenehmste Erinnerungen an ihre sommerlichen Aktivitäten im Schatten der Linden oder beim ersten Schäkern am Beckenrand.

Das einstige Freibadgelände sollte für den Wohnungsbau genutzt werden

Dass dieser Anblick nicht dauerhaft existieren würde, war spätestens klar, als die Entscheidung für den Neubau eines in der Summe fast 45 Millionen Euro teuren, kombinierten Hallen-Freibads auf der Fläche hinter dem Jugendhaus fiel. Das einstige Freibadgelände sollte für den Wohnungsbau genutzt werden, was wiederum als eine Art Gegenfinanzierung des neuen F3 einige Millionen in die Stadtkasse spülen sollte.

Das Areal ist einer der drei Bereiche, die im Zuge der von Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull initiierten Wohnbauoffensive 2020 zum Projekt „Wohnen Süd“ gehören. Die beiden anderen Gebiete, die in den kommenden Jahren ebenfalls angegangen werden sollen, sind das alte Hallenbad-Gelände sowie die Kühegärten am Apfelweg westlich der Esslinger Straße. In Bürgerwerkstätten wurde intensiv an einer allgemein zufriedenstellenden Zukunftslösung fürs Freibadareal gebastelt. Als die Bauverwaltung allerdings im Herbst die Ergebnisse dieses Gedankenaustauschs präsentierte, war der Widerspruch groß, die Aufschreie waren kaum zu überhören.

Mittlerweile haben sich die Wogen etwas geglättet

Der Hauptgrund: Es sollten deutlich mehr Bäume abgeholzt beziehungsweise herausgerissen werden als eigentlich vereinbart. Bei der Stadtchefin bissen die Gegner allerdings auf Granit. Angesichts der Wohnungsnot komme man um die Nutzung nicht herum – und Tiefgaragen um die Bäume herum zu bauen, sei ja schlichtweg nicht machbar, argumentierte die OB.Mittlerweile haben sich die Wogen etwas geglättet. Das zeigte sich nun auch in der Diskussion im Gemeinderat. Sicher werde es „kein Park bleiben“, wie vor einigen Jahren bei den ersten Überlegungen von Verwaltungsseite aus erklärt worden sei, übte Zull zu Beginn wie schon einmal leise Kritik an Formulierungen in vergangenen Jahren. Stattdessen werde man dort wie gewünscht ein Wohngebiet realisieren.

Ein Punkt für den anschließend dürftigen Widerstand im Gremium dürfte gewesen sein, dass der befürchtete Kahlschlag womöglich nicht ganz so heftig ausfällt. Entsprechend der Ausführungen der Baubürgermeisterin soll, so die generelle Zielsetzung, „ein dichtes, aber zugleich durchgrüntes Wohnquartier entstehen“. Kurz danach wurde Beatrice Soltys noch etwas konkreter: Den Architekten nahegelegt wird nämlich, die dort vorhandene Baumstruktur zu erhalten – und zwar „über die festgelegten schützenswerten Bäume hinaus“. Dies sei nicht nur wünschenswert, sondern werde „positiv bewertet“.

In der Diskussion im Stadtparlament gab es fast nur positive Beiträge

Manche Formulierung in der Erwartungshaltung der Rathausspitze an die künftigen Gestalter des Viertels wirkt allerdings leicht verschwurbelt: Demnach sollen die zu erhaltenden oder neu zu entwickelnden Freiflächen „gut lesbare Zonierungen zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereichen schaffen“.

In der Diskussion im Stadtparlament gab es fast nur positive Beiträge. Er sei „froh, dass es losgehen kann, wir warten ja schon ein bissle drauf“, meinte Andreas Möhlmann (SPD). Harald Rienth (CDU) gab sich vom zeitlichen Ablauf „überrascht, denn wir hatten damit gerechnet, dass erst das alte Hallenbad dran kommt“. Zudem mahnte er mit Blick auf die Kosten vor dem „großen Fass“, das man bei angestrebten 20 Büros aufmache. Peter Treiber (Freie Wähler/Freie Demokraten) hingegen fand’s „sinnvoll, wenn wir eine große Auswahl haben – dann bestehen bessere Chancen, auch was Gutes zu finden“. Michael Vonau (Grüne), zuletzt noch einer der schärfsten Kritiker, begrüßte das Vorhaben, den großen Baumbestand soweit wie möglich zu erhalten. Und Andreas Zimmer (Unabhängige Fellbacher) sagte: „Dort wird ein sehr schönes, neues Stadtquartier entstehen.“