Wegen Sanierungsarbeiten bleibt das Möhringer Freibad geschlossen. Doch es gibt eine Idee, wie das zumindest teilweise kompensiert werden könnte.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Im März beginnen im Möhringer Freibad die Vorbereitungen für die neue Saison. So war es auch in diesem Jahr. Vor allem das Becken muss dann auf Vordermann gebracht werden. Jedes Jahr lösen sich über die Wintermonate hier und da Fliesen, die dann erneuert werden. Doch diesmal waren die Schäden „krass“, wie es Detlef Szlamma formuliert. Er ist der Leiter des Bereichs Technik, Bau und Beschaffung bei den Stuttgarter Bädern und ergänzt: „An vielen Stellen hat es uns die Fliesen weggesprengt.“

 

Dabei geht es vor allem um den sogenannten Beckenkopf. So heißt im Fachjargon die Überlaufrinne, die rund um das Becken verläuft. Schon lange gibt es in diesem Bereich immer wieder Probleme. Denn über die Sommermonate greift das Chlor im Wasser den Kleber an. Wenn dann in den Wintermonaten Wasser eindringt und sich bei Frost ausdehnt, können großflächige Schäden entstehen. Im Becken selbst, das immer gefüllt ist, wirkt das Wasser hingegen als Schutz.

Was war der Grund für die immensen Schäden?

Über Jahre hinweg ist der Beckenkopf immer wieder ausgebessert worden. „Aber jetzt können wir so nicht mehr weitermachen“, sagt Detlef Szlamma. Zum einen würde eine notdürftige Reparatur wohl bis Juli dauern, „und dann ist die Freibadsaison schon fast rum“. Zum anderen, „würden wir nächstes Jahr um diese Zeit wohl wieder vor demselben Problem stehen“. Warum die Schäden in diesem Jahr so massiv sind, kann Detlef Szlamma auch nicht mit Gewissheit sagen. Vermutlich aber wegen der beiden starken Frostperioden.

Nun ist eine umfassende Sanierung vorgesehen, die dann bis zur geplanten Generalsanierung des Möhringer Freibads im Jahr 2028 halten soll. Dafür bleibt das Freibad die gesamte Saison über geschlossen. Die Überlaufrinne soll bis auf den Beton zurückgebaut und dann neu abgedichtet werden, anschließend wird wieder gefliest. Was das alles kostet, steht noch nicht fest.

Online-Tickets buchen, damit es am Einlass schneller geht

Sicher scheint indes, dass in diesem Sommer die Schlangen vor den Freibadkassen wohl noch länger und die Plätze auf den Wiesen noch knapper werden – zumindest an heißen Wochenenden im nahe gelegenen Vaihinger Freibad. Jens Böhm, der Sprecher der Stuttgarter Bäder, verweist auf die Möglichkeit, Online-Tickets zu buchen, damit es am Einlass schneller geht. Vielleicht komme es auch tatsächlich mal zu einem Einlassstopp, wenn das Bad zu voll werde.

Der städtische Eigenbetrieb möchte gerne gegensteuern. Die Idee, zumindest den Zugang zum Spielplatz und den Wiesen im Möhringer Freibad zu ermöglichen, habe man schnell verworfen, sagt Detlef Szlamma. Denn das Kinderplanschbecken könne ohnehin nur in Kombination mit dem großen Becken betrieben werden, Parks ohne Wasserspiele gebe es in Stuttgart genug. Und überhaupt sei es zu gefährlich, den Spielplatz zu öffnen, wenn nebenan gearbeitet werde.

Sonnenberger Hallenbad könnte geöffnet bleiben

Doch eventuell könne das Sonnenberger Hallenbad den Sommer über geöffnet bleiben, sagt Jens Böhm. Es sei das besucherstärkste Hallenbad in Stuttgart und nicht weit weg vom Möhringer Freibad. Vor allem für Familien mit jüngeren Kindern könne es eine Alternative sein. „Damit würden wir auch einen Wunsch erfüllen, der in der Vergangenheit immer wieder geäußert wurde“, sagt der Pressesprecher.

Doch ob das Hallenbad Sonnenberg geöffnet bleiben kann, hängt davon ab, ob genügend Saisonarbeitskräfte gefunden werden können. Wie schon in den vergangenen Jahren ist das Personal in den Stuttgarter Bädern im Sommer knapp. Derzeit habe man 89 Aufsichtskräfte für die Saison. Um die vier Freibäder in Vaihingen, Sillenbuch, Untertürkheim und auf dem Killesberg und zusätzlich alle Thermen betreiben zu können, brauche es knapp 95 besetzte Stellen, rechnet Jens Böhm vor. Um zusätzlich das Sonnenberger Hallenbad öffnen zu können, seien 102 Aufsichtskräfte notwendig.

„Wir wissen, dass es nach den Coronajahren für viele bitter ist, wenn eines der Stuttgarter Freibäder geschlossen bleibt – insbesondere für Familien, die nicht in den Urlaub fahren. Aber wir können nichts anderes tun, wir brauchen jetzt ein nachhaltige Lösung“, sagt Jens Böhm. Detlef Szlamma hofft, dass zügig mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden kann. Denn: „Unser Ziel ist es, zum Saisonbeginn 2024 wieder zu öffnen.“

Stuttgarter Bäder

Preise
Der Bäderausschuss des Stuttgarter Gemeinderats hat sich Ende 2022 gegen höhere Ticketpreise ausgesprochen. Es war eine gemeinwohlorientierte Entscheidung, um die Bürgerschaft vor dem Hintergrund der Inflation, gestiegener Energie- und Lebensmittelkosten finanziell nicht noch mehr zu belasten. Der Einzeleintritt wird also auch in dieser Saison 4,50 Euro, ermäßigt 2,70 Euro kosten.

Öffnungszeiten
Die Stuttgarter Bäder wollen in den kommenden Wochen kommunizieren, wann welches Freibad geöffnet hat. Sicher ist bereits, dass es keine Ausweitung der bisherigen Öffnungszeiten geben wird.