Beim alten Freibadareal will der Gemeinderat an diesem Dienstag das Verfahren für den Realisierungswettbewerb auf den Weg bringen. Etliche Proteste Fellbacher Bürger gegen die beschlossene Baumabholzung bleiben ohne Wirkung.

Fellbach - Wer gewichtige Entscheidungen vor der Brust hat, dem oder der kann eine substanzielle Vorbereitung inklusive Dienstreise nicht schaden. Speziell dann, wenn das entwicklungsrelevante Areal eine Fläche von 4,2 Hektar aufweist, was knapp sechs Fußballfeldern entspricht und somit das größte Baugebiet der kommenden Jahre in Fellbach ist.

 

Es geht um das frühere Freibadareal am Fuße des Kappelbergs. Zur Fortbildung der Stadträte hat die Fellbacher Bauverwaltung kürzlich eine Exkursion an den Nordrand des Ludwigsburger Stadtteils Oßweil anberaumt. Auf dem ehemaligen Militärgelände – in den 1930er-Jahren hatten die Nationalsozialisten dort eine Flakkaserne errichtet – ist ein attraktives Neubaugebiet entstanden. Heute leben auf dieser Hartenecker Höhe 1700 Menschen in rund 800 Wohnungen. Vor der Realisierung mussten aber Natur- und Artenschutzfragen geklärt werden, da sich im Laufe der Jahre seltene Vogelarten angesiedelt hatten.

Aktuell ist die Stadt dabei, das Baugebiet voranzubringen

Gerade beim Erhalt der Grünflächen gab es beim Fellbacher Projekt allerdings bereits erhebliche Reibereien. Denn die Planung der Bauverwaltung erfordert einen gravierenden Kahlschlag des Baumbestands, wie es viele Kritiker einstufen. Gerade mal fünf Bäume würden noch stehen bleiben, erkannte Grünen-Rat Michael Vonau nach Durchsicht der Pläne. Keine Zukunft hat demnach auch jene Lindenallee, an die sich ältere Freibadbesucher noch gerne erinnern. Diverse Proteste fruchteten indes nicht – so stellte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull klar, dass die Umsetzung der von ihr forcierten Fellbacher Wohnbauoffensive 2020 Vorrang habe, und es ohne Entfernung der Bäume im alten Freibad-Gelände eben nicht gehe.Aktuell ist die Stadt dabei, das Baugebiet voranzubringen. Angepeilt ist „ein dichtes, aber durchgrüntes Wohnquartier“. Gefordert ist auch die Bürgerschaft. Denn neben Stadtplanern und Landschaftsarchitekten, Stadträten oder der OB sollen auch acht Bürger beratend im Preisgericht für den städtebaulichen Wettbewerb sitzen.

Eine Entscheidung des Preisgerichts wird fürs Frühjahr 2019 erwartet

Ganz so groß wie beim Forschungsobjekt in Oßweil wird das neue Fellbacher Stadtquartier jedoch nicht ausfallen. Rund 200 Wohneinheiten sind vorgesehen, erläutert Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Wie genau die Akzente aussehen, damit werden sich im Sommer 20 Planungsbüros beschäftigen. Das alte Freibad gehört zum Gesamtkomplex „Wohnen Süd“ in Fellbach. Die beiden weiteren künftigen Baugebiete sind das alte Hallenbad-Areal sowie die Kühegärten am Apfelweg.In der Gemeinderatssitzung an diesem Dienstag (Beginn 17.30 Uhr im großen Ratssaal) geht es nun um das Verfahren des Realisierungswettbewerbs fürs Freibad-Gelände. Eine Entscheidung des Preisgerichts wird fürs Frühjahr 2019 erwartet, ehe der Bebauungsplan und die Vermarktung der Grundstücke folgt. Bis zum Baubeginn sind es noch ein paar Tage hin, möglich erscheint das Frühjahr 2022.