Die Stadträte haben beschlossen, dass die Neugestaltung des Stadtzentrums weiterentwickelt wird. Baubeschlüsse sind noch nicht gefallen. Das Konzept ist aber besonders für die Zukunft der Schule richtungsweisend.

Freiberg - Was in anderen Städten nicht einmal nach Jahrhunderten passiert, geschieht in Freiberg schon nach vierzig Jahren. Die Stadt baut ihr Zentrum grundlegend um. Mit dem Grundsatzbeschluss haben die Gemeinderäte am Dienstag die Weichen dafür gestellt. Konkrete Bauten sind damit noch nicht beschlossen, trotzdem hat die Entscheidung weitreichende Folgen.

 

Marode Gebäude steigern die Kosten der Sanierung

Als die Kommunalpolitiker in den 1970er-Jahren den Bau des Freiberger Stadtzentrums beschlossen, wurde ihre Entscheidung von vielen Seiten bewundert. Sie gaben den drei Stadtteilen ein gemeinsames Zentrum und dachten an alles damals wichtige: die Schule, den Einzelhandel, die Verwaltung, die Kultur und den Sport mit einem Hallenbad. Die Bausub-stanz war aber nicht sonderlich gut. „Man hat gebaut, aber nicht darauf geachtet, dass die Infrastruktur erhalten bleibt“, sagte Bürgermeister Dirk Schaible. Die Oscar-Paret-Schule bedarf zum Beispiel einer Generalsanierung oder eines Neubaus. Das Rathaus ist auch in die Jahre gekommen.

Da die Sanierungskosten mit geschätzt 38 Millionen Euro nur etwa sechs Millionen unter den Kosten für eine Neugestaltung das Areals liegen, nimmt man den Sanierungsbedarf zum Anlass, um die Mitte den Bedürfnissen der Zeit anzupassen. Dass im neuen Jahrtausend die Zentren zu Wohnräumen werden, haben die Stadtväter nicht bedacht. „Wir merken es gerade in den Ballungsräumen, dass der Drang der Menschen in die großen und kleinen Städte groß ist“, sagte der Architekt Jörg Aldinger am Dienstag. Auf die Schulen kommen durch den Ganztagsbetrieb auch andere Anforderungen zu. Letztendlich haben sich auch die Bedürfnisse des Einzelhandels geändert. Weg von den kleinen inhabergeführten Läden hin zu den größeren Verkaufsäumen für Filialisten. All das soll die Neugestaltung berücksichtigen.

Ein Leitfaden, der den Neubau der Schule einplant

Orientieren soll sich die Weiterentwicklung des Stadtzentrums an einem Konzept des Architekturbüros Aldinger, das als Resultat zweier Bürgerwerkstätten entstand. Schule, Sporthalle, Wohnhäuser und Rathaus sollen sich um vier Plätze gruppieren. Laut Beschluss des Gemeinderats ist das nur ein Leitfaden für einen städtebaulichen Entwurf. Bauvorhaben sind offiziell noch nicht beschlossen. Richtungsweisend ist es trotzdem. Halten sich die Stadtplaner bei ihren Plänen strikt daran, kommt man um Abriss und Neubau der Oscar-Paret-Schule für geschätzt etwa 36 Millionen Euro nicht herum.

Genau an diesem Punkt schieden sich im Gemeinderat die Geister. „Wir müssen das Alte schon für die Zukunft herrichten, aber so radikal möchte ich eigentlich nicht vorgehen“, sagte Willi Zimmer (CDU). Aus Sorge, dass die Kosten der Neugestaltung zur unkalkulierbaren Hypothek werden könnten, lehnte er als einer von drei Räten die Neugestaltung ab. Dabei wurde in dem Beschlussvorschlag auf Bitten von Carmen Dötterer (FDP) ein Passus eingearbeitet, der eine Ausstiegsmöglichkeit vorsieht, wenn die Kosten zu sehr steigen. Kurt Geiger (CDU) wollte aber nicht daran glauben, dass im Fall der Fälle die Reißleine gezogen wird. „Wenn wir diesen Grundsatzbeschluss fassen, müssen wir die Sache auch durchziehen“, sagte er.