Ein Mann, der nach seiner Kündigung seinen Chef mit schwerem Werkzeug attackiert hat, ist freigesprochen worden. Er ist psychisch krank.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Freiberg/Neckar - Ein langjähriger Mitarbeiter einer Freiberger Metallbaufirma ist am Donnerstag vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung freigesprochen worden. Er war im April 2009 bei seiner Kündigung ausgerastet und hatte mit einem schweren Werkzeug auf seinen Chef eingeschlagen. Laut den Richtern der Ersten Strafkammer am Landgericht Stuttgart war der 44-jährige Mann bei der Tat wegen einer schweren psychischen Erkrankung nicht in der Lage, sein Handeln zu steuern.

 

Zwar ordneten die Richter die Unterbringung des Mannes in einer psychiatrischen Klinik an. Unter Auflagen darf er aber auf freiem Fuß bleiben. So muss der 44-Jährige nachweisen, dass er regelmäßig seine Medikamente nimmt. Und er muss seinem Ex-Chef 3000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Drei Jahre lang darf sich der Mann nichts zuschulden kommen lassen – sonst droht ihm die Zwangseinweisung.

Der Angeklagte leidet an Schizophrenie

Der Mitarbeiter war plötzlich aggressiv geworden, als ihm der Chef die Kündigung auf den Schreibtisch legte. Mit einem zwei Kilogramm schweren Gewindeschneidegerät schlug er dem Vorgesetzten in die Seite. Der Chef erlitt dabei schwere Rippenprellungen. Zudem leidet er auch mehr als drei Jahre nach der Attacke an Angstzuständen. Der Anlass der Kündigung waren ein Leistungseinbruch des 44-Jährigen und drei Abmahnungen gewesen. Was niemand wusste: der Mann litt bereits vor der Tat seit vielen Jahren an einer paranoiden Schizophrenie. Die wurde aber nicht erkannt. Behandelt wurde der Mann stattdessen wegen Depressionen.

Vom Vorwurf des versuchten Totschlags war die Anklage im Laufe des Prozesses abgerückt. Denn der Fertigungsleiter, der den Chef beim Aushändigen der Kündigung begleitet hatte, bestätigte als Zeuge, dass der 44-Jährige nicht in Richtung des Kopfes geschlagen habe. Der Firmeninhaber indes erklärte, in Revision gehen zu wollen. Sein Anwalt hatte auf viereinhalb Jahre Haft wegen versuchten Totschlags plädiert: Denn der 44-Jährige habe trotz seines Leidens gewusst, dass er jemanden mit dem Werkzeug habe töten können.