Ein offenbar psychisch Kranker steht vor Gericht, weil er seinen Chef mit einem Metallwerkzeug angegriffen und bedroht haben soll.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Die Kündigung liegt bereits mehr als drei Jahre lang zurück. Aber der Chef einer Freiberger Metallbaufirma mit mehr als 100 Beschäftigten wird sie wohl nicht vergessen. Denn der 47-jährige Geschäftsführer hätte den Rausschmiss des 44-jährigen Beschäftigten fast mit dem Leben bezahlt. Nun muss sich der Mitarbeiter, der 25 Jahre lang in dem Betrieb gearbeitet hat, vor dem Landgericht in Stuttgart wegen versuchten Totschlags verantworten. Dem 44-jährigen Handwerksmeister droht eine mehrjährige Haftstrafe oder die Unterbringung in einer Psychiatrie, weil er offenbar schwer krank ist. Als der Firmenchef dem Metallbauer Ende April 2009 die Kündigung auf den Schreibtisch gelegt hat, soll der 44-Jährige ausgerastet sein und seinen Vorgesetzten mit einem zwei Kilogramm schweren stählernen Werkzeug attackiert haben, so die Anklage. Im Reflex sei der Geschäftsführer dem Schlag ausgewichen. Als der 44-Jährige erneut ausholte, soll er aber vom Betriebsleiter des Unternehmens, der den Chef beim Aushändigen der Kündigung begleitet hatte, umklammert worden sein.

 

Der Angeklagte sagte zunächst, er könne sich nicht erinnern

Der Geschäftsführer selbst habe dann mit dem Mitarbeiter um das 60 Zentimeter lange Gewindeschneidegerät gerungen, so die Anklage. Ehe der Schlosser das Werkzeug schließlich losgelassen habe und geflüchtet sei, verpasste er dem Firmenchef aber offenbar doch noch einen Schlag mit dem massiven Eisenteil gegen die Rippen und einen Kopfstoß gegen den Mund. Das Opfer erlitt indes lediglich Prellungen. Bei der Attacke soll der Mitarbeiter den Vorgesetzten zudem mit dem Tod gedroht haben: Die nächste Kugel liege bereit, habe der 44-Jährige gerufen. „Wenn ich dich erwische, kriegst du einen Kopfschuss.“

Beim Prozessauftakt erklärte der Angeklagte zunächst, dass er sich an die Attacke kaum erinnern könne. Im Laufe seiner Aussage räumte der Mann aber ein, zumindest einmal mit dem Werkzeug gegen den Oberkörper des Chefs geschlagen zu haben. „Ich kann mir das nicht erklären“, sagte der 44-Jährige. „So kenne ich mich gar nicht. Ich habe noch nie jemanden geschlagen.“

Verfolgungswahn und Persönlichkeitsspaltung

Der Firmenchef sagte aus, dass er schon vor der Attacke Ärger mit dem Mitarbeiter gehabt habe. Demnach habe dieser in den Monaten vor der Attacke häufig vor Kollegen gedroht, den Chef zu erschießen, weil er sich gemobbt fühle. Hinzu komme, dass der Mitarbeiter bei der Arbeitszeiterfassung Fehler gemacht habe und mehrfach zu spät zur Arbeit gekommen sei. Drei Abmahnungen habe der Schlosser von ihm erhalten. Dann habe er dem Mann gekündigt, weil jener bei der Bitte um ein Gespräch unverschämt geworden sei.

Der Angeklagte ist offenbar psychisch schwer krank. Ein Gutachter attestierte dem 44-Jährigen Verfolgungswahn und eine Persönlichkeitsspaltung. Daher wurde der Prozess auch Ende 2011 vom Amtsgericht Ludwigsburg ans Landgericht verwiesen. Offen ist, ob der Mann schon bei der Tat psychisch krank war und damit zumindest vermindert schuldfähig gewesen ist. In einer Psychiatrie war der 44-Jährige zwischen Dezember 2010 und März 2011.

Das Urteil soll am Donnerstag fallen.