Ein Treffen von rechten Verbindungen am Wochenende ist kurzfristig abgesagt worden. Die Veranstalter sagen, sie hätten der überlasteten Freiburger Polizei die Konfrontation mit den Gegendemonstranten ersparen wollen.
Freiburg - Man habe doch nur ein Seminar „zu Themen der Zeit- und burschenschaftlichen Geschichte“ veranstalten wollen, erklärt die Freiburger schlagende Verbindung Saxo-Silesia. Aber nachdem das Treffen der Bundesbrüder bekannt und Protestaktionen angekündigt wurden – nach Darstellung der Verbindung „angedrohte Ausschreitungen von militanten Gegnern unserer Rechtsordnung“ – wurde das Seminar abgesagt. Nicht „dem Druck der Straße“, sondern dem Wunsch der Freiburger Polizei sei man gefolgt, weil diese durch ein Bundesliga-Heimspiel und mehrere Demonstrationen überlastet sei.
Welchen Charakter das geplante Seminar haben sollte, ist nicht ganz klar, die Kritiker sprechen von einer „Kaderschulung“, das bestreiten die Veranstalter. Es waren etliche Referenten eingeladen, Bruno Burchard etwa, Bursche von Olympia Wien und Autor der rechtslastigen Zeitschrift „Junge Freiheit“. Es wäre gewiss auch um die Vorbereitung des „Burschentages“ am 23. Mai in Eisenach gegangen, auf dem eine wichtige Entscheidung über die Zukunft des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“ (DB) fallen könnte.
Viele Bünde haben den rechtsextremen Dachverband verlassen
Selbst in den erzkonservativen schlagenden Verbindungen rumort es, auch dort wollen nicht alle den rechtsextremen Kurs des Verbandes tragen. Deshalb haben viele Bünde nach dem Burschentag im November 2012 in Stuttgart den Dachverband verlassen, in Baden-Württemberg etwa die Hälfte der Organisationen. In Stuttgart und Mannheim gibt es seitdem gar keine DB-Burschenschaften mehr, in Heidelberg sind die „Normannia“, in Karlsruhe die „Tuiskonia“ und in Tübingen die „Arminia“ im Verband geblieben.
In Freiburg gab es bislang keine Austritte. Die Freiburger „Teutonia“ und die „Saxo Silesia“ sind vielmehr führend daran beteiligt, den Niedergang des DB-Dachverbandes abzuwenden. In einer Art Notkomitee mit dem Namen „Fuldaer Forum“ ist die „Teutonia“ mit ihrem „Alten Herren“ Klaus Harsch vertreten. Die Teutonia ist die mitglieder- und finanzstärkste verbliebene Gruppe im DB neben kleineren und Kleinstgruppen wie die Arminia zu Leipzig oder die Burschenschaft Oberösterreichischer Germanen.
Der Teutonen-Vertreter ist Rechtsanwalt mit CDU-Parteibuch
Der Teutonen-Vertreter im Fuldaer Forum ist Rechtsanwalt in Rastatt. Klaus Harsch gehört der CDU an und ist in den vergangenen Jahren als Verteidiger etlicher Neonazis in zweifelhafter Gesellschaft hervorgetreten. Von seinem Sozius in der Kanzlei „H3“ in Stuttgart, Steffen Hammer, dem ehemaligen Sänger der Rechtsrockband „Noie Werte“ hat er sich mittlerweile getrennt, ebenso von der Anwältin Nicole Schneiders, die ehemalige stellvertretende NPD-Kreisvorsitzende in Jena. Die Mörderbande NSU hatte Videos mit Musik der „Noien Werte“ unterlegt. Schneiders Mandant und früherer NPD-Vorstandskollege in Jena, Ralf Wohlleben, soll der NSU eine Mordwaffe besorgt haben.
„Ich bin wertkonservativ und habe nie etwas anderes vertreten als CDU-Positionen“, hatte Klaus Harsch vor einem Jahr gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt, nachdem die Rastatter CDU ein Ausschlussverfahren gegen ihn eingeleitet hatte. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen. Studiert hat Harsch in Freiburg, seitdem ist er Teutone und bis heute „Alter Herr“ der schlagenden Burschenschaft. Als strammer RCDS-Student hatte Harsch in den 1970er Jahren den Allgemeinen Studentenausschuss der Freiburger Uni mit Prozessen überzogen, etwa weil die Studentenvertretung Filme „durchweg politischen Inhalts“ zeigte. Harsch sorgte dafür, dass der AStA keine Mitgliedsbeiträge mehr für den Verband Deutscher Studentenschaften (VDS) einziehen durfte und verfolgte jede politische Äußerung im AStA-Infoblatt durch das Erwirken von hohen Zwangsgeldern.
Anmerkung der Redaktion: Am 11. April 2013 um 13:48 Uhr von der Redaktion geändert. Nicole Schneiders ist ehemalige stellvertretende NPD-Kreisvorsitzende in Jena, nicht wie zunächst geschrieben in Chemnitz.