Der Freiburger Trainer Christian Streich spricht über die eigenen Ambitionen und über die Probleme der zweiten Fußball-Bundesliga, in der sein Team vor dem Rückrundenstart an diesem Freitag den zweiten Tabellenplatz belegt.

Freiburg – - An diesem Freitag bestreitet der Zweitligist SC Freiburg in Bochum das erste Pflichtspiel im Jahr 2016. Zuvor macht sich der Trainer Christian Streich große Sorgen, dass sich der Fußball in die falsche Richtung entwickelt und dass es bald endgültig nur noch auf das Geld ankommt.

 
Herr Streich, Ihre Mannschaft geht mit acht Punkten Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz in die Rückrunde. Trotzdem bestreiten Sie hartnäckig, dass der SC Freiburg ein Aufstiegsfavorit ist.
Ich werde nie sagen: wir wollen unbedingt aufsteigen. So einen Satz werden Sie von mir nicht hören.
Aber es weiß doch jeder, dass es genau so ist.
Aber aufsteigen wollen doch acht andere auch. In dem Kontext sage ich das ja auch. Wir spielen einfach in einer Liga, in der jeder jeden schlagen kann – außer Leipzig.
Viele Zweitligatrainer finden ja, dass Leipzig und der SC eine Klasse für sich sind. Warum spielt denn RB Ihrer Meinung nach in einer anderen Liga als Freiburg?
Die Antwort ist jetzt nicht sonderlich originell, aber das Projekt Leipzig verfügt natürlich über Möglichkeiten, über die nur ganz wenige Mitkonkurrenten in Deutschland verfügen.
Sie haben im Winter in Havard Nielsen, Pascal Stenzel und Florian Niederlechner drei neue Spieler geholt. Reicht das, um die Dauerverletzten zu kompensieren, zu denen sich jetzt auch noch Maximilian Philipp und Nils Petersen gesellt haben?
Wir wollen den Kader auf keinen Fall aufblähen, ich will nicht vier, fünf Jungs sagen, dass sie am Wochenende auf die Tribüne müssen. So etwas birgt auch immer die Gefahr, dass das Gruppengefüge leidet.
Zuletzt wurde viel über die zweite Liga diskutiert, mancher Bundesligist hat versteckte Drohungen ausgesprochen, wonach man die Fernsehgelder auch zu Ungunsten der zweiten Liga neu verteilen könne, wenn die sich renitent zeigt. Wie ernst nehmen Sie diese Debatte?
Ich hoffe sehr, dass das nicht umgesetzt wird. Die Solidarität zwischen den Vereinen ist wichtig, da wurde im Vergleich zu anderen Ländern viel Gutes gemacht. Es ist wichtig für die erste Liga, wie die zweite und die dritte Liga wahrgenommen werden. Und die Erstligisten sind heilfroh, wenn von unten gut ausgebildete Kicker nachrücken.
Es bleibt der Eindruck, dass die zweite Liga erpressbar ist, so lange die Champions-League-Aspiranten damit drohen können, die Zentralvermarktung ganz aufzukündigen.
Die Machtverhältnisse sind klar, da brauchen wir nicht drüber zu reden.
Die zweite Liga ist nicht überbezahlt?
Das finde ich nicht, und das würde ich auch sagen, wenn wir in der ersten Liga spielen würden. Es wäre nicht gut, wenn die Schere zwischen den Ligen noch weiter auseinandergeht, sie geht ja so schon innerhalb einer Liga weit genug auseinander.
Was ist daran das Schlimmste?
Es geht darum, dass die Qualität in der Breite so hoch wie möglich ist, dass es möglichst viele Vereine gibt, die nicht einem großen Konsortium oder einer Person gehören. Es soll so viele echte Vereine wie möglich geben. Aber die Entwicklung ist nicht aufzuhalten.
Sie sind pessimistisch?
Es kann schon sein, dass ich das Zeitliche gesegnet habe, wenn gar kein eingetragener Verein mehr dabei ist.
Was stört Sie?
Es geht im Leistungssport doch darum, dass man über Leistung möglichst viel rausholt. Wenn du dann gut arbeitest, bekommst du mehr Geld – über die Leistung. Das hat Dortmund geschafft oder Bayern München, und das über Jahrzehnte. Wenn du Leistung zeigst, kommen Sponsoren, die mit dir zusammenarbeiten wollen, das ist auch bei uns so, das ist so im Profifußball.
Beziehungsweise: So war es . . .
Das andere Modell hat diesen Zusammenhang in der Tat aufgelöst. Das respektiere ich auch, aber ich will nicht, dass irgendwann nur noch solche Vereine in der Liga sind.