Der Mord an der jungen Medizinstudentin hatte es bis in die Talkshows der Republik geschafft. Er bot die ideale Vorlage für Stimmungsmache gegen Flüchtlinge, für alle Flüchtlingshelfer war es die maximal schlechteste Wendung einer Integrationsbiografie, ein Scheitern trotz aller Unterstützung. Die sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht waren noch präsent in den Köpfen der Bürger, die Angst, es könnten weitere Gewalttaten folgen, war ansteckend. Mit den Flüchtlingen komme die Kriminalität ins Land, skandierten diejenigen, die am liebsten sofort alle Grenzen geschlossen hätten. Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltete sich in die Debatte ein, warnte vor pauschalen Verurteilungen. „Mit dem Mordfall dürfe „nicht die Ablehnung einer ganzen Gruppe verbunden sein“, mahnte sie damals. Und Freiburgs grüner Oberbürgermeister Dieter Salomon sagte einen Satz, der ihm viele Kritik einbrachte: „Die Tat ist nicht schlimmer, weil sie ein Flüchtling begangen hat.“

 

Gedenkort an der Dreisam

Ein langes Haar hatte den Verdächtigen überführt: schwarz, an den Spitzen blondiert. Die Ermittler hatten Säcke voll Brombeergestrüpp am Tatort gesichert und gründlich ausgewertet. Da fiel ihnen das markante Haar auf. Einer findigen Polizistin gelang es, die Verbindung zu Hussein K. zu schaffen. Sie sichtete nächtliche Videoaufzeichnungen aus den Freiburger Straßenbahnen und entdeckte einen jungen Mann mit einer auffälligen Frisur.

Am Baum neben dem Tatort hängt ein Engel. Mit polizeilichem Absperrband hat jemand ein Herz um den Stamm gebunden. Jedem Jogger, jedem Radler auf dem breiten Weg hinter dem Stadion des FC Freiburg fällt der Ort des Gedenkens ins Auge.