Für manchen Kunsthistoriker hat das Freiburger Münster den schönsten Turm der Welt. Doch der witterungsanfällige Sandstein bereitet viel Arbeit. Seit genau 125 Jahren kümmert sich der Münsterbauverein um das Bauwerk.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Der Freiburger Münsterbauverein feiert Geburtstag: Am 13. Mai 1890 fand die Gründung des Vereins statt, der für den äußeren Zustand des Freiburger Wahrzeichens zuständig ist. Der damals amtierende Oberbürgermeister Otto Winterer (1846–1915) hatte – alarmiert durch die Zeichen des Verfalls am sakralen Sandsteingebäude – die Bürgerschaft aufgerufen, sich finanziell an der Restaurierung des Gotteshauses zu beteiligen. Viertausend Freiburger traten dem Verein sofort bei. Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Vermächtnisse und mit Münsterbaulotterien konnten nach einigen Jahren die Restaurierungsarbeiten aus den Zinserträgen finanziert werden. Die Restaurierung des Münsters war nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen in der „Ära Winterer“ Freiburg schöner wurde und zur „Pensionopolis“ für reiche Zuzügler aus dem mit der Cholera geschlagenen Hamburg und dem Rheinland attraktiv gemacht wurde. In der gleichen Zeit entstand das neue Stadttheater, die Straßenbahn und manches bis heute attraktive begehrte Villenviertel.

 

Der Münsterbauverein ist seit seiner Gründung für die Münsterbauhütte zuständig, jener Werkstätte der zur Zeit zwölf Steinmetze und zwei Bildhauer angehören. Denen geht die Arbeit nie aus, weil Sandstein anfällig für Witterungsschäden ist. Die „werchhüttun ze Friburg an dem kilchhove“ wurden erstmals im Jahr 1318 urkundlich erwähnt. Dort arbeiteten der Baumeister, der Parlier (der Bauleiter) und die Steinmetze. Die Aufgaben am kirchlichen Bauwerk teilen sich das Erzbischöfliche Bauamt (Inneres) und die Münsterbauhütte (Äußeres). Die Verantwortung und Koordination aller Aufgaben, die mit der Erhaltung des Steinwerks zusammenhängen, liegt beim Münsterbaumeister – seit 2005 ist das die Architektin Yvonne Faller. Vorsitzender des derzeit mehr als 5000 Mitglieder zählenden Münsterbauvereins ist der ehemalige Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg.

Für den Bau vergingen 300 Jahre

Das Freiburger Münster gehörte nie der Kirche. Die erste Pfarrkirche auf dem zentralen innerstädtischen Platz wurde um 1200 abgerissen, weil sich der Stadtgründer Bertold V. (1160–1280) eine größere Kirche als Ruhestätte wünschte. Bis das Münster fertig war, vergingen mehr als 300 Jahre. Während dieser Zeit fand nicht nur ein Wechsel vom romanischen zum gotischen Stil statt, sondern es gab auch ein Machtwechsel in der Politik. Die Stadt Freiburg kaufte sich mit horrenden Summen von den Grafen von Freiburg los, so wechselte die Kirche in städtischen Besitz, genauer gesagt in einen „Münsterfabrikfonds“. Der überlässt dem Klerus die liturgische Nutzung und die Innenausstattung und dem Münsterbauverein die Unterhaltung des Bauwerkes. Nach jahrhundertelangem Kompetenzgezerre ist diese Aufgabenverteilung 1901 vertraglich zwischen Stadt und der erst 1821 gegründeten Erzdiözese besiegelt worden.