Die Polizei hat ihre Sonderkommission aufgelöst, die die Misshandlungen an Pferden aufklären sollte. Mitte Oktober stoppten die Quälereien plötzlich.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Die Serie von Pferdeschändungen im Raum Freiburg wird vorerst ungeklärt bleiben. Die Polizei hat ihre Sonderkommission „Koppel“ aufgelöst. Das hat sie am Mittwoch bekanntgegeben. Bis zu zwölf Fahnder hatten von August bis Oktober vergangenen Jahres vergeblich Jagd auf einen oder mehrere Pferdeschänder im Breisgau gemacht. In 17 angezeigten Fällen wurden Pferde in „hochgradig perverser“ Art misshandelt, wie der Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid sagte. Den Pferde- und Eselstuten wurden mit Messerschnitten Verletzungen an den Genitalien beigebracht und Gegenstände anal eingeführt, so dass in einem Fall eine Stute sterben musste.

 

Rund um Freiburg gerieten die Pferdehalter in Angst und Schrecken um ihre Tiere. In einigen Fällen wurden sogar private Sicherheitsdienste für die Bewachung der Ställe und Koppeln engagiert. Im Jagdfieber auf den oder die Täter vergaloppierten sich einige Hinweisgeber in haltlose Verdächtigungen. Als etwa ein schlafloser Nachtbummler in der Nähe eines Pferdestalles im Dreisamtal gesichtet und von der eilends gerufenen Polizei kontrolliert wurde, machte anderntags in Freiburg das Wort von einem „gestellten“ Tatverdächtigen die Runde, obwohl Polizei und Staatsanwaltschaft ausdrücklich darauf hinwiesen, dass es dafür keinerlei Anhaltspunkte gab. Wer eine Salatgurke, Handcreme und ein Messer im Auto liegen hat, ist noch lange kein Pferdeschänder.

Polizeisprecher: Es wurde alles ausermittelt

Nicht nur dieser Vorgang, sondern fast 300 weitere Spuren wurden nach Auskunft der Polizei akribisch überprüft, ohne dass sich daraus konkrete und verwertbare Hinweise auf Tatverdächtige ergaben. „Es wurde alles ausermittelt“, drückt das Polizeisprecher Mirko Steffl im Fachjargon aus. Im Klartext: es gab für alles eine plausible und nicht widerlegbare Erklärung, alle vermeintlichen Fährten endeten im Nichts. „Die Qualität der Hinweise“ sei auch nicht sonderlich gut gewesen, ergänzt der Polizeisprecher – ein weiterer Hinweis für die nervöse Spannung, die im Herbst nach den spektakulären Schändungen um sich griff. Doch plötzlich, etwa Mitte Oktober, hörten die Übergriffe auf.

Seitdem hat es keine Angriffe auf Pferde in der Region mehr gegeben. Warum das so ist, bleibt eine reine Spekulation. „Der oder die Täter können weggezogen sein“, sagt Mirko Steffl. Die Jahreszeit könnte eine Rolle spielen. Wer jetzt draußen unterwegs ist, fällt mehr auf als im Sommer. Möglicherweise sei die Polizei dem Täter aber auch sehr nahe gekommen, so dass der die Entlarvung fürchten und zunächst sein Treiben einstellen musste. Oder der offensichtlich schwer gestörte Täter habe sich in eine Behandlung begeben, um seine irregeleiteten Triebe in den Griff zu bekommen.

Für Pferdehalter ist das unbefriedigend

Nicht erledigt und daher vor allem für Pferdehalter unbefriedigend ist die Auflösung der Ermittlungsgruppe. Auf jeden Fall ist die Angelegenheit „natürlich nicht abgeschlossen“, betont der Freiburger Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier, „sobald neue Hinweise eingehen, kann sofort weiterermittelt werden“. Zwar sei die Soko „Koppel“ jetzt aufgelöst, doch ein Beamter sei weiterhin aufmerksam an dem Fall dran.