Seit 20 Jahren ist das Produktionszentrum Anlaufstelle für die freie Tanzszene in Stuttgart – Anlass für ein Fest und einen Rückblick auf einen schwierigen Start.
Stuttgart - Die Pandemie hat es freien Künstlern vorgeführt: Nur gemeinsam sind sie stark. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Jubiläum, das nun im Produktionszentrum für Tanz und Performance (PZ) in Stuttgart gefeiert wird, Gewicht.
Seit 20 Jahren ist das PZ nicht nur ein Ort, an dem sich Tanzprofis aus der freien Szene unter Anleitung von Kolleginnen und Kollegen fit halten und Probenräume finden. Immer wichtiger wird das Zentrum vor allem als solches: als Plattform, die einen Austausch und gegebenenfalls auch Unterstützung ermöglicht. Das beweisen wachsende Mitgliederzahlen, aktuell liegt die Marke bei 62, wie die Geschäftsführerin Isabell Ohst mitteilt. „In der Coronapandemie gab es nochmals einen Zuwachs. In dieser Zeit war der geschützte Produktionsort noch wichtiger als sonst“, so Ohst. Der Zuzug junger Künstler, so die Vermutung der Geschäftsführerin, „ist sicherlich auch den Tanzpakt-Mitteln zu verdanken“. Die Senioren der Szene erinnern sich an die schwierige Geburt des PZs. Die Stadt Stuttgart konnte sich mit der von Alexander Frangenheim, Catarina Mora, Marco Santi und Bettina Milz vorgetragenen Forderung nach einem eigenen Haus für die freie Szene erst anfreunden, nachdem ein Sponsor Druck gemacht hatte.
Eine Zwölf und vier Nullen standen auf dem in D-Mark ausgestellten Scheck, mit dem Jörg Menno Harms, damals Geschäftsführer von Hewlett-Packard in Böblingen, den Stuttgarter Stadträten Nachhilfeunterricht in Sachen Kulturförderung gab. 20 Jahre nachdem das PZ in einer Halle in Degerloch die Arbeit aufgenommen hat, ist die Stuttgarter Szene lebendiger denn je – auf der vor Kurzem online gegangenen Profile-Plattform kann sich jeder selbst ein Bild davon machen. Heute ist das PZ nach einigen Umzügen im Felsenkeller in Feuerbach beheimatet; auf die eigene Aufführungs- und Probenstätte, wie sie hinterm Theaterhaus in dem gemeinsam mit Gauthier Dance genutzten Tanzhaus entstehen soll, müssen die Künstler noch ein paar Jahre warten.
P.S. Das Fest zum Jubiläum brachte im Theaterhaus tatsächlich alle vier PZ-Gründungsmitglieder zusammen. Neben dem Wiedersehen mit dem fabelhaften Quartett Frangenheim-Mora-Milz-Santi gab es viele „Dankeschöns“ – ein besonders Schönes in getanzter Form: Den acht Choreografen gelang es, aus ihren Fünf-Minuten-Tanzhäppchen mit großem Einfühlungsvermögen ein Ganzes zu machen.
Und ganz selbstverständlich war auf dem Podium auch Platz für nicht ganz so schöne Erinnerungen. Die harten Verhandlungen mit den Stuttgarter Kulturpolitikern vor zwanzig Jahren haben Spuren und Narben hinterlassen, wie der nach Berlin abgewanderte Improvisationsmusiker Alexander Frangenheim eindrücklich unterstrich. Auch das lehrt die PZ-Geschichte: Auch die Belastbarkeit von Künstlern ist endlich.
Info
Ort
Das Produktionszentrum Tanz und Performance ist heute in der Tunnelstraße 16 in Feuerbach zu finden.
Fest
Mit Uraufführungen von Christine Chu, Grégory Darcy, Daura Hernández García, Saskia Hamala, Catarina Mora, Pascal Sangl, Juliette Villemin und Elena Morena Weber feiert das Produktionszentrum am 16. Juli im Theaterhaus sein 20-Jahr-Jubiläum. Karten gibt es unter info@produktionszentrum.de