Stuttgart braucht eine Spielstätte, die auch Produktionsstätte ist und neue Vernetzungsformen, Stil- und Arbeitsformen ermöglicht. Es geht nicht nur darum, die eigenen Produktionen zu zeigen, sondern auch, sich im nationalen und internationalen Vergleich aufzuwerten und zeitgenössischer zu denken. Schlimm ist in Stuttgart, dass

 
es wenige Gastspiele von zeitgenössischen Theaterformen gibt. Es wird hier sehr altmodisch produziert: Man bekommt Geld, denkt ein Jahr lang nach, probt sechs Wochen und spielt nach der Premiere ein paar Mal. Diese Denke müsste man endlich aufbrechen. Mit Vernetzung und neuen Produktionsbedingungen meine ich auch, dass man die Grenzen nicht mehr so klar zieht und die Sparten ineinander fließen, dass es auch Räume für Recherche und Wissenschaft gibt, Vorträge und Dinge, die allerorten längst passieren. Wir sind da so richtig unterentwickelt. Ich glaube, dass es nach hinten losgeht, wenn man einen Raum zur Verfügung stellt und niemand über Konzept, Struktur und Inhalte nachdenkt. Man könnte eine dreijährige Leitung ausschreiben, für die man sich mit Konzepten bewirbt, damit alles im Fluss bleibt und man nicht einen fetten Namen vorne hinsetzt. Die freie Szene kommt ja mit vergleichsweise wenig Geld zurecht. Da könnte man mit wenig Geld viel Interessantes anbieten.