Nicht nur die Stadträte sind schockiert über die Wortwahl der Freierkampagne von OB Fritz Kuhn (Grüne). Auch bei den Bordellbetreibern im Leonhardsviertel ist die Aufregung groß.

Stuttgart - Dass in bürgerlichen Kreisen wie den Mitgliedern des Gemeinderats an Vokabeln wie „ficken“ oder „Nutte“ Anstoß genommen wird, damit musste OB Fritz Kuhn rechnen. Doch jetzt werfen ihm ausgerechnet Bordellbetreiber vor, sich der Gossensprache zu bedienen. Für Aufregung sorgen zwei von drei Slogans, mit denen der OB dagegen vorgehen will, dass Bordellbesucher Frauen menschenunwürdig behandeln: Der eine Slogan lautet:„Auch Nutten sind Menschen“, der andere: „Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar.“

 

Hausverbot für La Strada-Mitarbeiterinnen

In einer Rundmail an die Stadträte und den OB wirft jetzt ein Bordellbetreiber aus dem Leonhardsviertel Kuhn vor, in seiner Kampagne mit „Nutte“ das schlimmste Schimpfwort für eine Prostituierte benutzten. Das gleiche treffe für das Wort „ficken“ zu. „Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass nunmehr Schulkinder mit diesen Wörtern konfrontiert werden?Wo bleibt der Jugendschutz?“, fragt er in seiner Mail und weist darauf hin, dass ein Bordellbesucher hochkant aus seinen Etablissements rausfliegt, wenn er eine Prostituierte als Nutte bezeichnet. Da 90 Prozent der Bordellbesucher einen Migrationshintergrund hätten, bezweifelt er, dass die, an die sich die Slogans richtet, die Plakate lesen können. Seine Konsequenz, weil er sich durch die Kampagne persönlich angegriffen fühlt: In seinen Häusern dürfen Mitarbeiterinnen des Café La Strada, der Anlaufstelle für Prostituierte im Leonhardsviertel, keine Kondome mehr verteilen. „Die haben bei mir jetzt Hausverbot“, stellt er fest.

Einer seiner Kollegen in der Branche sieht es ähnlich. „Die Wortwahl ist nicht treffend“, sagt er und meint, dass die Kampagne ein Flopp wird. „Die Leute, an die sie sich richtet, kümmert das nicht“, ist er überzeugt.

Der Rathauschef wollte sich nicht zu der Kritik äußern. Im Gleichstellungsbeirat hat er am Mittwoch seine Position deutlich gemacht: „Wir wollen die Auseinandersetzung und dass man über die Kampagne spricht.“ Zumindest das Ziel hat Kuhn erreicht.