Das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen rückt in der kommenden Saison in Vergessenheit geratene Obst-, Getreide- und Gemüsesorten in den Fokus seines Programms.

Beuren - Den Beweis, dass alte Sorten und moderne Kunst durchaus eine Symbiose eingehen können, will das Freilichtmuseum Beuren in der kommenden Saison antreten, die am Samstag, 1. April, beginnt. Denn diese beiden Themen bilden die Schwerpunkte in dem neuen Programm, das die Museumsleiterin Steffi Cornelius und ihre Mitstreiter erarbeitet haben. Am Freitag ist es vorgestellt worden.

 

Passend zu den alten Sorten hat der Landrat Heinz Eininger beim Pressetermin tatkräftig mit angepackt bei der Pflanzung eines Baumes der Sorte Sonnenwirtsapfel. Sie ist zur Streuobstsorte des Jahres 2017 erkoren worden und geht auf den Wirt des Gasthauses „Sonne“ in Backnang (Rems-Murr-Kreis) zurück, der diesen Apfel in den 1930er-Jahren in seinem Garten entdeckt hatte. Doch nimmt sich das Museum in zahlreichen Veranstaltungen und Vorträgen nicht nur alter Obstsorten an, sondern es vermittelt auch Wissenswertes und Anwendbares zu Getreide- und Gemüsesorten, die Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten. Mit der Hege und Pflege in den museumseigenen Gärten und Feldern wird laut Eininger dazu beigetragen, dieses „bedeutende Kulturgut“ zu erhalten.

Moderne Kunst hält Einzug

Damit wird die Einrichtung des Landkreises Esslingen seinem Auftrag, Menschen für alte Häuser und alte Sorten zu begeistern, einmal mehr gerecht. Und doch betritt es mit seinem zweiten Programmschwerpunkt Neuland. Denn zwischen den altehrwürdigen Gebäuden hält die moderne Kunst Einzug. Acht Künstlerinnen und Künstler – davon sechs ehemalige Stipendiaten des Landkreises Esslingen – wollen die Chance nutzen, unter dem Motto „Lebens-Bühnen“ zeitgenössische Kunst im Kontext mit einem Museum entstehen zu lassen. Dabei bleiben die Besucher freilich nicht außen vor, denn sie werden beispielsweise in einer Tüftlerwerkstatt und bei diversen Mitmachaktionen eingebunden in die Aktionen von Bettina Bürkle, Uli Gsell, Klaus Illi, Bettina Leib, Tobias Ruppert, Stefanie Seiz-Kupferer sowie Daniela Wolf und Jule Koch. Mit dem neuen Angebot sei auch die Hoffnung verbunden „neue Besucher anzusprechen“, sagt Eininger.

Doch auch das Stammpublikum darf sich auf Neuerungen im Freilichtmuseum freuen. Denn Steffi Cornelius ist „besonders stolz“ auf den neuen Übersichtsplan, der für die Besucher an der Kasse ausliegt und ihnen die Orientierung auf dem weitläufigen Gelände erleichtert. Apropos erleichtern – Gäste, die von weiter her anreisen, finden sich dank der neuen, auch mit Hinweisen in englischer Sprache ausgestatteten Wegweiser besser zurecht.

Neue Informationsstelen

Hinzu kommen neue Stelen vor den Gebäuden. Sie sind als Scherenschnitte gehalten, auf denen Wissenswertes über die alten Gemäuer und ihre ehemaligen Bewohner vermittelt wird. Außerdem stellen die Schilder schon auf den ersten Blick einen Bezug zur Herkunft und der einstigen Nutzung der auf dem Museumsareal originalgetreu aufgebauten Häuser her. So zeigt die Hinweistafel vor dem Aichelauer Bauernhaus die Silhouette der Klosterkirche in Zwiefalten (Landkreis Reutlingen), die nicht weit von Aichelau entfernt liegt.

In dem umfangreichen Programm finden sich nach wie vor auch Publikumsmagnete des Freilichtmuseums, wie die Schäfertage, das „Moschtfescht“ oder das Aktionswochenende „Faszination Handwerk“. Damit bewegt sich das Museum mit seinem neuen Programm laut Eininger wiederum in einem „Spannungsfeld zwischen Innovation und Tradition“.