Das geplante Stück zum zehnten Geburtstag des Theaters Rietenau in Aspach wird auf das Jahr 2021 verschoben. Das Ensemble lädt aber auf Anfang August zu ganz besonderen Spaziergängen ein.

Aspach - Ein Leben ohne Theater? Unvorstellbar für Lea und Rolf Butsch. Deshalb hat sich das Paar mit dem Ensemble des Theaters Rietenau nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, auch in diesem Jahr und trotz der erschwerten Bedingungen zu Freilufttheater-Vorstellungen an zwei Abenden Anfang August in seinen Heimatort einzuladen. „Wir wollten anfangs gar nichts machen, aber das war dann doch nicht auszuhalten“, sagt Rolf Butsch, der hauptberuflich Geschäftsführer des Theaters Wilde Bühne in Stuttgart ist. Dort lief seit Mitte März nichts mehr, denn das Wilde-Bühne-Ensemble bringt das Thema Suchtprävention in Schulen – und die waren verwaist.

 

Das Freizeitprojekt Theater Rietenau soll da nicht auch noch ausfallen, hat die ambitionierte Gruppe um die Butschens beschlossen: „Wir wollten ein Lebenszeichen senden.“ Die Frage war: was für eines? Denn anlässlich des zehnjährigen Bestehens war für diesen Sommer ein ehrgeiziges Programm vorgesehen gewesen. „Wir hatten etwas ganz Großes geplant“, sagt Lea Butsch, die dieses Geburtstagsstück im Jahr 1949 angesiedelt hat. Das Theaterstück beleuchtet die Nachkriegszeit, es erzählt die Geschichte eines Spätheimkehrers und greift auch Themen wie die Spruchkammerverfahren und die Entnazifizierung auf. Etliche Massenszenen soll es geben, unter anderem sieht das Stück die Mitglieder des Musikvereins Rietenau als Mitwirkende vor. „Das geht derzeit natürlich gar nicht und hätte auch vom Gefühl her nicht gepasst“, sagt Rolf Butsch. So soll dieses Stück nun im Sommer 2021 aufgeführt werden.

Heimwerkerorgien und Urlaub auf Balkonien

Lea Butsch hat sich also erneut hingesetzt und mehrere Szenen entwickelt. „Es war klar, dass man dabei an Corona nicht vorbei kommt. Für mich war das Wichtigste, sich nicht davon unterkriegen zu lassen.“ Das neue Programm sei ein Potpourri aus Alltagsproblemen, welche das Virus mit sich bringe. Den Theaterabend haben die Rietenauer als einen barrierefreien, rund 2,5 Kilometer langen Spaziergang durch die idyllische Landschaft rund um den Ort konzipiert. Unterwegs kommen die Teilnehmer an Theaterszenen, Standbildern und Minikonzerten, etwa mit der örtlichen Kantorei, vorbei.

Wer die Aufführungen des Theaters Rietenau kennt weiß, dass es dabei einiges zu Lachen, aber auch so manchen Anlass zum Nachdenken gibt. Die Heimwerkerwelle während des Lockdown nehmen die Schauspieler auf die Schippe, der Urlaub auf Balkonien wird eine Rolle spielen oder auch – da war doch was? – ja, genau, die geplatzte Fußball-Europameisterschaft.

Von Station zu Station

Für die Abende am 1. und 2. August haben die Theaterleute ein Hygienekonzept ausgetüftelt, das amtlich abgesegnet wurde und vorsieht, dass pro Abend drei Gruppen mit jeweils maximal 40 Zuschauern um den Ort und von Station zu Station spazieren. „Bei 40 Leuten kann man im Freien gut Abstand halten“, sagt Lea Butsch. Jede Gruppe zieht zeitlich versetzt mit einem Reiseleiter los – um 18 Uhr, 18.30 und 19 Uhr. Eine Bewirtung wird es in diesem Jahr nicht geben. „Aber der Biergarten ist nicht weit und da können die Besucher vor oder nach der Veranstaltung hin“, sagt Rolf Butsch.

Geprobt wird derzeit schon fleißig, allerdings vorsichtshalber nur in Kleingruppen. „Wir hoffen, dass die Leute keine Angst und Hunger auf das echte Theater haben“, sagt Rolf Butsch.

Sechs Mal Theaterspaziergänge

Theaterabende:
Die Aufführungen am 1. und 2. August beginnen jeweils um 18 Uhr, 18.30 und 19 Uhr am Sportplatz von Rietenau. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden willkommen.

Anmeldung:
Erforderlich ist eine Anmeldung, am besten online über die Internetseite des Heimat- und Kulturvereins

Zur Reservierung geht es hier