Die Richter am Landgericht Mannheim haben Jörg Kachelmann freigesprochen. Die Zuschauer jubelten im Gerichtssaal nach der Urteilsverkündung.
Mannheim - Aus Mangel an Beweisen: Die Richter des Landgerichts Mannheim haben Jörg Kachelmann vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Das Gericht folgte mit dem am Dienstag verkündeten Urteil dem Antrag der Verteidigung auf Freispruch. Im Publikum gab es spontanen Applaus und Jubel. Kachelmann bestritt die Vorwürfe. Schon Stunden vor dem Urteilsspruch hatten sich über hundert Menschen vor dem Gericht versammelt, um eingelassen zu werden. In dem Urteil hieß es, dass Kachelmann für seine Zeit in Untersuchungshaft entschädigt werden wird. Die Kosten des Verfahrens trägt die Staatskasse. Der 52-Jährige hatte vor der Verkündigung des Urteils versteinert gewirkt, danach schien er erleichtert.
Das Gericht sagte, es gebe keine Beweise, die - für sich gesehen - die Schuld oder Unschuld des Angeklagten belegten. Weiter erklärte das Landgericht am Dienstag, es gebe viele Anhaltspunkte, dass Kachelmann die Wohnung der Frau verlassen haben könnte, ohne eine Straftat begangen zu haben. Seine Ex-Geliebte (38) hatten dem Schweizer eine Vergewaltigung vorgeworfen.
Nach dem Freispruch des Wettermoderators Jörg Kachelmann vom Vorwurf der Vergewaltigung prüft die Staatsanwaltschaft eine Revision. Sie werde sich damit in der vorgeschriebenen Frist von einer Woche befassen, sagte ein Sprecher am Dienstag in Mannheim. Johann Schwenn, der Verteidiger von Jörg Kachelmann, erhob schwere Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft. Sein Mandant sei "von der Kammer auf das Schäbigste behandelt worden", sagte Schwenn im Anschluss an die Urteilsverkündung.
Eine langjährige Geliebte hatte den 52-Jährigen beschuldigt, er habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Kachelmann hatte die Vorwürfe stets bestritten. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten für den Fernsehmoderator gefordert. In dem Prozess hatte Aussage gegen Aussage gestanden. Mit dem Urteil geht nach 44 Verhandlungstagen einer der spektakulärsten Prozesse in der Geschichte der Bundesrepublik zu Ende. Kachelmann war im März 2010 am Frankfurter Flughafen festgenommen worden und saß 132 Tage lang in Untersuchungshaft. Der von großem Medienrummel begleitete Prozess dauerte fast neun Monate lang.
Staatsanwaltschaft forderte Verurteilung bis zum Schluss
Kachelmann hatte in seiner Vernehmung vor dem Haftrichter und öffentlich immer seine Unschuld beteuert, vor Gericht allerdings nicht ausgesagt. Seine Verteidiger hatten unter anderem auf Widersprüche in den Aussagen der Nebenklägerin hingewiesen, die zum Teil in ihren ersten Vernehmungen falsche Angaben gemacht hatte und diese später korrigierte. Auch die rechtsmedizinischen Gutachten ließen zum Teil den Schluss zu, dass sich die Frau ihre Verletzungen selbst zugefügt haben könnte.
Die Staatsanwaltschaft hatte hingegen bis zum Schluss eine Verurteilung Kachelmanns gefordert. Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge hatte in seinem Plädoyer eingeräumt, dass man alle Indizien auch anders werten könne. „Aber das ist das Wesen eines Indizienprozesses - dass es auf die Gesamtschau ankommt.“ Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, sie wolle bei einem Freispruch höchstwahrscheinlich Revision einlegen.
Nach seinem Freispruch wird TV-Moderator Jörg Kachelmann wieder voll bei dem von ihm gegründeten Wetterdienst Meteomedia einsteigen. Das gab das Unternehmen am Dienstag in Gais südöstlich von St. Gallen in der Schweiz bekannt. Auch bei Radio Basel, wo Kachelmann seit Monaten einmal die Woche auf Sendung ist, werde der Schweizer nun künftig des öfteren zu hören sein, sagte Chefredakteur Christian Heeb der dpa.