Ein Jahrzehnt hat man nach der Wahrheit im Fall eines ermordeten Bauern gesucht. Die Verdächtigen sind nun freigesprochen worden.

Landshut - Vier Gerichte beschäftigten sich mit dem Fall bis hinauf zum Bundesgerichtshof, fast ein Jahrzehnt suchte die Kripo nach der Wahrheit. Doch seit Freitag ist klar: der Tod des 2001 verschwundenen Bauern aus Neuburg an der Donau wird wohl nie aufgeklärt. Die wegen Mordes angeklagten und wegen Totschlags bereits einmal verurteilen Angehörigen wurden vom Landgericht Landshut im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen - aus Mangel an Beweisen.

Zwei der Angeklagten - die Ehefrau und der Freund ihrer Tochter - saßen schon rund sechs Jahre im Gefängnis. Doch Zweifel an der Unschuld der 55-jährigen Witwe, ihrer beiden 24 und 26 Jahre alten Töchter und des 27-jährigen Freundes bleiben auch jetzt. Schließlich hatten sie einst sogar zugegeben, den 52-jährigen Familienvater zerstückelt und den sieben Hofhunden zum Fraß vorgeworfen zu haben. Die Geständnisse erwiesen sich als hanebüchener Unsinn, denn das Skelett des Landwirts wurde schließlich rund acht Jahre nach dem Verschwinden des Mannes aus der Donau gezogen - unversehrt. Daher musste es einen neuen Prozess geben.

In der neuen Verhandlung ging es nicht nur um die Frage, was damals mit dem Landwirt geschehen ist. Die Verteidiger wollten auch wissen, wie es zur völlig falschen Geschichte des "verfütterten Bauern" kam. Es war davon die Rede, dass die Polizeibeamten "unzulässigen Druck" auf die Beschuldigten ausgeübt hätten. Nur so hätten die später widerrufenen Geständnisse jemals zu Papier kommen können.

Es könnte ein Suizid oder ein Unglück gewesen sein


Das Landshuter Landgericht sah allerdings keine wesentlichen Ermittlungspannen. Von illegalen Vernehmungsmethoden wollte der Vorsitzende Richter Theo Ziegler nichts wissen. Doch bei der Frage, was tatsächlich in jener Herbstnacht 2001 passiert ist, musste auch der Richter passen. Unstrittig ist nur, dass der Bauer damals mit seinem Auto ins Wirtshaus gefahren ist und dort acht Halbe, also vier Liter Bier, getrunken hat. Irgendwann nach Mitternacht fuhr der angetrunkene Mann weg.

Nach der Theorie der Verteidiger ist der Bauer dann mit seinem Wagen selbst in der Donau gelandet. Es könnte ein Suizid oder ein Unglück gewesen sein. Das Gericht hielt nichts davon: "Wir schließen einen Unfall aus", betonte Ziegler, einen Selbstmord ebenso. Nach Überzeugung des Gerichts kam der 52-Jährige wieder zu Hause an. Dort müsse es zu einem Geschehen gekommen sein, das dann zum Tod des Mannes mit anschließender Versenkung der Leiche geführt habe. Doch Ziegler machte keinen Hehl draus, dass auch er keine Details nennen kann. Daher konnte das Gericht die Angeklagten auch nicht mit Sicherheit persönlich für eine Tat verantwortlich machen. Allerdings ging es in der Familie nicht besonders harmonisch zu.

Es gab finanzielle Probleme, man lebte vom Verkauf von Grundstücken. Der Vater war ein Trinker, Beschimpfungen waren zu Hause an der Tagesordnung. Viele Rätsel gab auch das aus der Donau gezogene Auto mit der Leiche auf. Ein Gutachter erklärte, dass der Wagen langsam in den Fluss gerollt ist. Der Schlüssel steckte nicht im Zündschloss, der Bauer hatte ihn in der Hosentasche. Als der Wagen geborgen wurde, hockte der Tote zudem verkehrt herum auf dem Fahrersitz. "Ein Indiz, dass er sich nicht selbst reingesetzt hat, sondern reingesetzt wurde", sagte Ziegler.