Maas verurteilt den Terror, aber die eigentliche Botschaft an diesem Ort lautet: „Keine Religion, kein Gott kann so etwas rechtfertigen. Darüber besteht Einigkeit zwischen den Religionen. Und das ist der Beweis dafür, dass diejenigen, die die Taten von Paris als Bestätigung sehen für ihre Proteste, nichts anderes tun als Hass säen.“ Es ist die Botschaft, mit der auch ein Dutzend muslimischer Verbände für Montag zu einer Mahnwache gegen Gewalt am Brandenburger Tor aufrufen. Heiko Maas sagt, Muslime und Nichtmuslime müssten mehr miteinander reden. „Wenn man sich kennenlernt und miteinander redet, dann ist das der beste Beitrag, Ängste und Sorgen abzubauen.“

 

Im Abbau von Angst sind sie hier in der Neuköllner Gemeinde eigentlich Spezialisten. Aber was ist mit der eigenen Angst? „Wir befürchten, dass immer mehr Vorurteile auch zu Übergriffen führen können“, sagt Süleyman Küçük von der Türkisch Islamischen Union (DITIB). Die Vorbehalte gegen Muslime wüchsen kontinuierlich, sagt Ender Cetin.

„Mir wird immer gesagt, ich soll mich integrieren“

In letzter Zeit passiert es Emine Gündogdu öfter, dass Menschen sie wegen ihrer Religion kritisieren. Gündogdu, 46 Jahre alt, ist Altenpflegerin, und weil die Berlinerin ein Kopftuch trägt, wird sie häufig angesprochen. „Ich sage dann immer, es ist doch nicht mein Tuch, das hier arbeitet, es bin doch ich.“ Gündogdu ist zum Gebet gekommen, sie steht mit ihrer Bekannten Döndü Bozer auf dem Hof.

Natürlich ist das Attentat Gesprächsthema Nummer Eins. Aber auch die Frage: was macht das mit uns? Bozer, 47, lebt seit 40 Jahren in Berlin. „Immer wird mir gesagt, ich soll mich integrieren. Das hab ich gemacht, ich spreche gut deutsch, mein Mann hat sein Leben lang gearbeitet, meine Kinder studieren hier. Und jetzt fange ich manchmal an, darüber nachzudenken, ob ich dieses Land verlasse.“ Eda Karanfil steht im Büro der Moschee und seufzt. Die 24-jährige sagt: „Wir haben manchmal das Gefühl, wir fangen immer wieder bei Null an.“ Seit Jahren, so sagt sie, kämpfe sie gegen die Wellen der Ablehnung und gegen kollektives Misstrauen oder pauschal abwertende Vorurteile – mal unter dem Vorzeichen eines Thilo Sarrazin, mal wegen der Terrororganisation IS und diesen Winter unter dem Stichwort Pegida. Jetzt ist es der Terror von Paris, der für viele Menschen den Islam in Verbindung mit Gewalt bringt. „95 Prozent aller Muslime würden sagen, dass diese Taten abscheulich und verwerflich sind“, sagt Karanfil. Sie findet, das müsste die Gesellschaft inzwischen eigentlich wissen.

Das Verrückte an den wachsenden Vorbehalten, die in den Umfragen gespiegelt werden: Im individuellen Kontakt mit ihren Mitmenschen merkt Eda Karanfil nichts davon. „Wo man sich untereinander kennt, spielt das keine Rolle.“ Aber da, wo Muslime als anonyme Gruppe wahrgenommen werden, blüht offenbar die Fantasie. Eda Karanfil denkt sich in diesen Tagen, dass sie genau so wenig mit den Attentätern gemein hat wie jeder Nichtmuslim. „Aber als Muslim fühlen sich viele inzwischen, als seien sie ständig in einer Rechtfertigungsposition. Dadurch entsteht für Muslime auf Dauer ein Identitätsproblem.“ Denn wem misstraut wird, der zieht sich zurück. Auch Ender Cetin sorgt sich bei diesem Thema. „Ich erwarte eigentlich schon, dass wir als Gesellschaft zusammenhalten. Dazu muss es aber eine Bereitschaft geben.“ Doch was kann man tun gegen das wachsende Misstrauen, gegen die Angst? „Es ist schwierig, wir brauchen den Dialog. Wir müssen das ernst nehmen“, sagt Cetin.

Maas verurteilt den Terror, aber die eigentliche Botschaft an diesem Ort lautet: „Keine Religion, kein Gott kann so etwas rechtfertigen. Darüber besteht Einigkeit zwischen den Religionen. Und das ist der Beweis dafür, dass diejenigen, die die Taten von Paris als Bestätigung sehen für ihre Proteste, nichts anderes tun als Hass säen.“ Es ist die Botschaft, mit der auch ein Dutzend muslimischer Verbände für Montag zu einer Mahnwache gegen Gewalt am Brandenburger Tor aufrufen. Heiko Maas sagt, Muslime und Nichtmuslime müssten mehr miteinander reden. „Wenn man sich kennenlernt und miteinander redet, dann ist das der beste Beitrag, Ängste und Sorgen abzubauen.“

Im Abbau von Angst sind sie hier in der Neuköllner Gemeinde eigentlich Spezialisten. Aber was ist mit der eigenen Angst? „Wir befürchten, dass immer mehr Vorurteile auch zu Übergriffen führen können“, sagt Süleyman Küçük von der Türkisch Islamischen Union (DITIB). Die Vorbehalte gegen Muslime wüchsen kontinuierlich, sagt Ender Cetin.

„Mir wird immer gesagt, ich soll mich integrieren“

In letzter Zeit passiert es Emine Gündogdu öfter, dass Menschen sie wegen ihrer Religion kritisieren. Gündogdu, 46 Jahre alt, ist Altenpflegerin, und weil die Berlinerin ein Kopftuch trägt, wird sie häufig angesprochen. „Ich sage dann immer, es ist doch nicht mein Tuch, das hier arbeitet, es bin doch ich.“ Gündogdu ist zum Gebet gekommen, sie steht mit ihrer Bekannten Döndü Bozer auf dem Hof.

Natürlich ist das Attentat Gesprächsthema Nummer Eins. Aber auch die Frage: was macht das mit uns? Bozer, 47, lebt seit 40 Jahren in Berlin. „Immer wird mir gesagt, ich soll mich integrieren. Das hab ich gemacht, ich spreche gut deutsch, mein Mann hat sein Leben lang gearbeitet, meine Kinder studieren hier. Und jetzt fange ich manchmal an, darüber nachzudenken, ob ich dieses Land verlasse.“ Eda Karanfil steht im Büro der Moschee und seufzt. Die 24-jährige sagt: „Wir haben manchmal das Gefühl, wir fangen immer wieder bei Null an.“ Seit Jahren, so sagt sie, kämpfe sie gegen die Wellen der Ablehnung und gegen kollektives Misstrauen oder pauschal abwertende Vorurteile – mal unter dem Vorzeichen eines Thilo Sarrazin, mal wegen der Terrororganisation IS und diesen Winter unter dem Stichwort Pegida. Jetzt ist es der Terror von Paris, der für viele Menschen den Islam in Verbindung mit Gewalt bringt. „95 Prozent aller Muslime würden sagen, dass diese Taten abscheulich und verwerflich sind“, sagt Karanfil. Sie findet, das müsste die Gesellschaft inzwischen eigentlich wissen.

Das Verrückte an den wachsenden Vorbehalten, die in den Umfragen gespiegelt werden: Im individuellen Kontakt mit ihren Mitmenschen merkt Eda Karanfil nichts davon. „Wo man sich untereinander kennt, spielt das keine Rolle.“ Aber da, wo Muslime als anonyme Gruppe wahrgenommen werden, blüht offenbar die Fantasie. Eda Karanfil denkt sich in diesen Tagen, dass sie genau so wenig mit den Attentätern gemein hat wie jeder Nichtmuslim. „Aber als Muslim fühlen sich viele inzwischen, als seien sie ständig in einer Rechtfertigungsposition. Dadurch entsteht für Muslime auf Dauer ein Identitätsproblem.“ Denn wem misstraut wird, der zieht sich zurück. Auch Ender Cetin sorgt sich bei diesem Thema. „Ich erwarte eigentlich schon, dass wir als Gesellschaft zusammenhalten. Dazu muss es aber eine Bereitschaft geben.“ Doch was kann man tun gegen das wachsende Misstrauen, gegen die Angst? „Es ist schwierig, wir brauchen den Dialog. Wir müssen das ernst nehmen“, sagt Cetin.