Anatolij Budnitschenko ist einer der jüngsten Feuerwehrkommandanten in Stuttgart. Was begeistert den 25-Jährigen so an seinem Ehrenamt?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Büsnau - Anatolij Budnitschenko erinnert sich noch genau. Als er zehn oder elf Jahre alt war, war er mit seiner Familien auf der Hocketse der Büsnauer Feuerwehr. Die großen Fahrzeuge und die kleinen Schauübungen beeindruckten ihn. Schnell stand sein Entschluss fest, dass auch er mal Feuerwehrmann werden will. Diesen Traum haben viele Kinder, doch Anatolij Budnitschenko ließ ihn wahr werden. Er ging zur Jugendfeuerwehr und arbeitete sich binnen weniger Jahre bis ganz nach oben. „Ich habe schon viele Dinge in meinem Leben ausprobiert und viele Hobbys gehabt. Alles ist vergangen, nur die Begeisterung für die Feuerwehr ist stets geblieben“, sagt Budnitschenko.

 

Auf die Frage, was ihn an diesem Ehrenamt so begeistert, antwortet er: „Es ist vor allem die Kameradschaft.“ Die wirke auch über die Feuerwehr hinaus. Wenn ein Kamerad Hilfe brauche, dann stehe die ganze Abteilung parat. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagt Budnitschenko.

Das Ehrenamt bringt viel Verantwortung mit sich und kostet Zeit

Mittlerweile wohnt er in Vaihingen, aber er will der Büsnauer Wehr treu bleiben. Die Zusammenarbeit mit den Vaihinger Kollegen sei hervorragend, betont der neue Kommandant, fügt aber schmunzelnd hinzu: „Einmal Büsnau, immer Büsnau. Es ist einfach familiärer.“ Auch die großen Fahrzeuge bringen ihn nach wie vor ins Schwärmen. Insbesondere seitdem er seinen Lkw-Führerschein hat und er sie selbst fahren darf. Doch im Grunde geht es bei der Feuerwehr vor allem um eines: helfen und Leben retten.

Kommandant zu sein, ist freilich noch mal eine andere Nummer. Das Ehrenamt bringt viel Verantwortung mit sich und kostet Zeit. Doch nachdem Wilfried Paul den Stab abgeben musste, weil er die Altersgrenze erreicht hatte, brauchte die Büsnauer Wehr eine neue Spitze. „Wir waren uns alle einig, dass es jemand machen soll, der es wirklich will und der so denkt wie die Mehrheit. So sind wir als Abteilung zu einer Lösung gekommen, und die war ich“, sagt Budnitschenko. Er habe viele Lehrgänge absolviert und fühle sich gut vorbereitet für das Kommandantenamt. Außerdem stehe ihm sein guter Freund Frank Bühler als Stellvertreter immer zur Seite.

Eine gute Ausbildung ist dem neuen Kommandanten wichtig

Budnitschenko ist bei der Büsnauer Wehr auch als Jugendleiter und Ausbilder tätig. Sein Terminkalender ist voll. Insbesondere wegen der neuen Ausbildung in einem sogenannten Cluster zusammen mit Vaihingen und Botnang sind aktuell viele Gespräche notwendig. Denn alles muss neu organisiert und koordiniert werden.

Eine gute Ausbildung ist Budnitschenko ein besonderes Anliegen. Er ist stolz, dass die 26 aktiven Mitglieder der Wehr im vergangenen Jahr insgesamt elf Fortbildungen besucht haben. Daran will er anknüpfen. Außerdem legt er großen Wert auf die Öffentlichkeitsarbeit. Denn nur so können neue Wehrmitglieder gewonnen werden. Zur Öffentlichkeitsarbeit zählt für Budnitschenko neben der alljährlichen Hocketse auch die Brandschutzerziehung in Kindergärten. „Da gewinnt man die Mädchen und Jungen für sich“, sagt Budnitschenko.

Im Feuerwehrhaus gibt es ein großes Manko

Mit der Ausstattung des Feuerwehrhauses am Adolf-Engster-Weg ist er recht zufrieden. Ein großes Manko gibt es aber: Ebenso wie in Vaihingen fehlt eine Abgasabsauganlage. Das bedeutet, dass sich im Falle eines Alarms die Feuerwehrmänner direkt neben den qualmenden Auspuffen der großen Fahrzeuge umziehen müssen. „Jede Autowerkstatt wäre unter diesen Umständen schon längst geschlossen worden“, sagt der Kommandant.

Auch privat hat Budnitschenko viel zu tun. Er ist stolz auf seinen Lebenslauf. Zunächst machte er den Hauptschulabschluss. Dann legte er sich richtig ins Zeug und lernte, bis er seinen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre in der Tasche hatte. Heute arbeitet er an einer Hochschule und absolviert berufsbegleitend ein Masterstudium in Wirtschaftswissenschaften. Wie er das alles im Alltag schaffe? „Durch gutes Koordinieren, Planen und viel Spaß am Lernen“, antwortet Budnitschenko.