Im Dezember 1965 gründete die Freiwillige Feuerwehr Vaihingen eine Jugendabteilung. Es war die erste Jugendfeuerwehr in Stuttgart. Am Samstag, 11. Juli, feiert die Abteilung das Jubiläum im evangelischen Waldheim.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Manche Dinge ändern sich nie. Und so war die Gründung einer Jugendfeuerwehr in Vaihingen mit vielen bürokratischen Hürden verbunden. „Es ging um die klassischen Fragen, die uns heute noch bekannt vorkommen“, sagt Florian Zieker. Er zeichnet sich bei der Feuerwehr Vaihingen für die Pressearbeit verantwortlich. Vor allem ging es ums Geld: Wer zahlt die Versicherung? Wer zahlt die Uniformen? „All diese Formalien galt es vorab zu klären“, erzählt Zieker. Das Problem sei gewesen, dass es noch keine rechtliche Grundlage gegeben habe. Denn Jugendfeuerwehren waren noch nicht im Feuerwehrgesetz oder Dienstordnungen verankert.

 

Doch die Vaihinger Feuerwehrleute waren fest entschlossen. Mit viel Eigeninitiative trieben sie das Projekt voran. Zugute kam ihnen dabei freilich, dass 1964 die Deutsche Jugendfeuerwehr gegründet und damit eine Grundlage geschaffen worden war. Dennoch war die Stadt zunächst noch zurückhaltend, was die finanzielle Unterstützung einer Jugendabteilung betraf. „Eltern zahlten die ersten Uniformen der Jugendfeuerwehr noch selbst, teilweise waren die sogar selbst genäht“, erzählt Zieker.

Das Interesse war groß

Wahrscheinlich waren es um die 40 Jungen, die bei der Jugendfeuerwehr mitmachen wollten. Ganz genau lasse sich diese Zahl nicht mehr recherchieren, sagt Zieker und ergänzt: „Das Interesse war auf alle Fälle groß.“ Ein Foto, das anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Jugendabteilung aufgenommen wurde, zeigt zwölf Jungen vor dem Bezirksrathaus.

Dass auch Mädchen mitmachen, sei damals noch nicht üblich gewesen, sagt Zieker. Heute sei das anders. Aktuell engagieren sich 16 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr Vaihingen, darunter fünf Mädchen. Allgemein glänze die Feuerwehr Stuttgart mit einem Frauenanteil von 25 Prozent und sei damit Spitze in Baden-Württemberg.

Viele durchgängige Feuerwehrkarrieren

Für ganz Stuttgart gelte außerdem: „Die Jugendfeuerwehren sind uns wichtig, denn sie sichern unseren Nachwuchs“, so Zieker. Deshalb investiere auch die Abteilung Vaihingen viel Energie. „Es gibt viele durchgängige Feuerwehrkarrieren“, sagt der Pressebeauftragte. Viele Jugendfeuerwehrmänner und -frauen machen später bei der Freiwilligen Feuerwehr mit oder gehen sogar zur Berufsfeuerwehr. In zweiter Linie gehe es aber auch darum, jungen Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten. Darum ist auch die Feuerwehr Mitglied im Landes- und Bundesjugendring. „Wir stehen da auf einer Stufe beispielsweise mit Kirchen und Sportverbänden.“ Nachwuchssorgen hat die Vaihinger Abteilung nicht. Die Feuerwehr mit ihren Idealen, ihren großen Autos und der vielen Technik übe bis heute eine große Anziehungskraft auf viele Kinder aus. „Zum Glück“, ergänzt der Pressereferent und lacht.

In manchen Familien habe die Mitgliedschaft in der Feuerwehr eine lange Tradition: vom Großvater über den Vater bis zum Sohn. Es gebe aber auch viele Neueinsteiger. Die Vaihinger Feuerwehrleute tun viel dafür, dass das so bleibt. So sei beispielsweise das Floriansfest nicht einfach nur eine Hocketse, sondern ein wichtiger Tag, um sich im Stadtteil zu präsentieren. Die Rechnung geht auf: „Nach jeder Veranstaltung haben wir rund zehn neue Kinder, die bei uns mitmachen wollen“, sagt Zieker.

Fest teils von Sponsoren finanziert

Am Samstag, 11. Juli, wird wieder gefeiert, diesmal aber ausnahmsweise intern. Rund 200 Mädchen und Jungen werden im evangelischen Waldheim an der Waldburgstraße erwartet, um das 50-Jahr-Jubiläum der Jugendabteilung Vaihingen zu begehen. Seit dem vergangenen Jahr laufen die Vorbereitungen. Auch Vertreter der Branddirektion Stuttgart und der Berufsfeuerwehr haben ihr Kommen angekündigt. Die Vaihinger verzichten jedoch bewusst auf einen Festakt mit großen Reden. „So etwas ist nichts für Kinder und Jugendliche“, sagt Zieker. Und genau die sollen am Samstag im Waldheim im Mittelpunkt stehen. Wichtig war den Vaihingern außerdem, dass die Mädchen und Jungen nichts zahlen müssen. Das Fest wird teils aus dem Topf für Kameradschaftspflege der Feuerwehr, teils von Sponsoren finanziert. Auch der Bezirksbeirat hatte einen Zuschuss aus seinem Kulturetat bewilligt. „Dafür sind wir dankbar“, sagt Zieker. Denn das zeige doch die Wertschätzung, welche die Feuerwehr heute erfahre und eigentlich schon immer erfahren habe. Manche Dinge ändern sich eben nie.