Nach dem Willen des Ministers Alexander Bonde (Grüne) sollen die Mountainbiker und Radler in Zukunft öfter auch auf schmalen Waldwegen fahren dürfen. Deshalb sollen mehr Singletrails ausgewiesen werden.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Hinterzarten - „Im Wald gibt es sehr unterschiedliche Interessenlagen“, sagt der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Alexander Bonde (Grüne) ist auch Forstminister und in dieser Eigenschaft hat er am Donnerstag in Hinterzarten im Hochschwarzwald Werbung für eine friedliche Koexistenz von Spaziergängern, Wanderern, Waldbesitzern, Holzwirtschaft, Jägern und Mountainbikern gemacht. Die Naturparks im Schwarzwald – Süd, Mitte und Nord – der Forst, der Schwarzwaldverein und die Universität Freiburg haben zusammen mit der Sporthochschule Köln ein Mountainbike-Handbuch erarbeitet und es mit ministeriellem Segen am Fuß des Feldbergs vorgestellt. Es soll, sagte Bonde, dazu beitragen, das legitime Interesse der Moutainbiker zu erfüllen und „die Interessenkonflikte vor Ort“ zu lösen.

 

Der Wald ist grundsätzlich für alle zugänglich, auch der Privatwald. Aber wenn verschiede Nutzer auf den gleichen Wegen unterwegs sind, kann es Ärger geben. Vor allem zwischen Fußgängern und Radlern. Doch Radfahren im Wald ist für Schwarzwaldgemeinden ein touristischer Faktor ersten Grades. Viele Touristen kommen mit dem Bike angereist, es gibt bekannte Touren wie den Black-Forest-Ultrabike-Marathon. „Der Schwarzwald ist jetzt schon die Mountainbike-Region Nummer eins“, betont Professor Ralf Roth von der Sporthochschule Köln. „Aber wir stehen im Wettbewerb mit Regionen in Österreich und der Schweiz“, gibt Thorsten Rudolph zu bedenken, der Geschäftsführer der Hochschwarzwald-Tourismus-GmbH.

„Wir können die Konflikte nur einvernehmlich lösen“

Im Weg steht den Mountainbikern hierzulande eine Regelung des Waldgesetzes, gegen das sie auch mit einer Petition an den Landtag vorgehen: Die Zwei-Meter-Regel. Sie besagt, dass nur auf Waldwegen Rad gefahren werden darf, die mindestens zwei Meter breit sind. Schmale Pfade sind tabu. Aber gerade die finden die Radler aus der Kategorie „intensive Erleber“ am interessantesten, sagt der Tourismusexperte Rudolph. Vor allem, wenn es bergab geht. Baden-Württemberg werde das Waldgesetz nicht ändern, sagt Minister Bonde, aber er ermutigt dazu, wenn möglich, Ausnahmeregelungen zu nutzen. „Wir können die Konflikte nur einvernehmlich lösen.“

Um für eine Mountainbikestrecke mit weniger als zwei Metern Breite von der unteren Forstbehörde eine Genehmigung zu erlangen, bietet nun der neue Leitfaden eine Reihe von Anregungen. Rechtliche und Haftungsfragen sind zu klären. „Ideal ist, wenn es einen Verein gibt, der eine Projektskizze macht, an die Gemeinde herantritt, mit den Waldeigentümern redet, eine Steuerungsgruppe bildet und zum Naturpark geht“, erläutert Ralf Roth. Der Naturpark ist wichtig, weil er Fördermittel der Europäischen Union und des Landes bereitstellen kann. Heraus kommen kann am Ende ein sogenannter „Singletrail“. Ob der Weg von Fußgängern und Radfahrern zugleich genutzt werden kann oder nicht, muss vor Ort entschieden werden. „Es geht nicht um Downhill- oder andere Sportstrecken“, betont Roland Schöttle vom Naturpark Südschwarzwald. Doch sind sich alle Beteiligten darin einig, dass rund zehn Prozent des 8500 Kilometer langen Waldwegenetzes als Singletrails ausgewiesen werden könnten. Biker und Forstwirtschaft haben bereits einige Trails angelegt, am Freiburger Schloßberg etwa. Ein Gipfeltrail zwischen Feldberg und dem Belchen ist in Arbeit, ein weiterer in Baiersbronn. Und, „ja, man darf auch mit dem Mountainbike in den Nationalpark“, kündigt Minister Bonde an.