Die beiden besten deutschen Tennisprofis stehen bei den French Open im Achtelfinale. Jan-Lennard Struff und Alexander Zverev benötigten jeweils fünf Sätze für ihren Erfolg. Die Matches waren teilweise atemberaubend.

Paris - Jan-Lennard Struff ging auf dem Sand in die Knie und jubelte über ein „unfassbares Match“, Alexander Zverev musste erst einmal in die Eiskammer. Am bislang heißesten Turniertag der French Open haben die beiden besten deutschen Tennisprofis nach denkwürdigen Matches über fünf Sätze das Achtelfinale erreicht. Struff rang am Samstag in Paris den an Nummer 13 gesetzten Kroaten Borna Coric in 4:22 Stunden mit 4:6, 6:1, 4:6, 7:6 (7:1), 11:9 nieder.

 

Mit „Oh, wie ist das schön“-Gesängen und „Struff, Struff, Struff“-Sprechchören sorgten die zahlreichen deutschen Fans im Stadion für Gänsehautstimmung. „Das war weltklasse, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin überglücklich, dass ich gewonnen habe. Es war ein ständiges Auf und Ab, ein Wahnsinn“, sagte Struff bei Eurosport. Der 29 Jahre alte Tennisprofi aus Warstein fordert nun in seinem ersten Achtelfinale bei einem der vier Grand-Slam-Turniere am Montag den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic aus Serbien heraus.

„Freue mich mega für ihn“

Auch Zverev musste bei Temperaturen von fast 30 Grad Celsius fünf Sätze lang kämpfen, ehe das 6:4, 6:2, 4:6, 1:6, 6:2 gegen den Serben Dusan Lajovic feststand. Als Zverev einige Stunden später während seiner laufenden Pressekonferenz auf die Digitalanzeige an der Wand schaute und das Struff-Ergebnis sah, riss er mitten in der Fragerunde beide Arme in die Höhe. „Ich bin unglaublich froh für ihn. Wir kennen uns unglaublich gut. Ich freue mich mega für ihn“, sagte Zverev.

Der Weltranglisten-Fünfte bekommt in der Runde der besten 16 nun die Chance auf eine Revanche: Gegen den in Paris an Position neun eingestuften Italiener Fabio Fognini hatte Zverev beim Masters-Turnier in Monte Carlo Mitte April im Achtelfinale verloren.

Wie Zverev beeindruckte Struff mit Moral und Mentalität. Immer wieder angefeuert von „Struffi, Struffi“-Rufen auf dem etwas abseits gelegenen Platz 14 demonstrierte der Sauerländer erneut seine aktuell starke Form auf Sand und sein unerschütterliches Selbstvertrauen.

Vor allem im fünften Satz boten die beiden Kontrahenten ein mitreißendes Spektakel. Als Struff das Re-Break zum 7:7 gelang, animierte der ansonsten eher stille Sauerländer die Zuschauer mit schwenkenden Armbewegungen zu mehr Unterstützung und noch mehr Stimmung. Beim Stand von 8:7 und 30:30 und 9:8 und 40:40 war er jeweils nur einen Punkt vom Matchball entfernt, doch wieder brachte Coric sein Aufschlagsspiel durch. Der 22-Jährige hatte sich zwischendurch am Rücken behandeln lassen, Schwächen auf dem Platz zeigte er aber nicht. Erst nach vier Stunden und 22 Minuten landete eine Rückhand Struffs für Coric unerreichbar im Feld.

Zverev kassiert Verwarnung

Zverev musste trotz einer 2:0-Satzführung zittern. In dem neu errichteten Court Simonne Mathieu mit den gläsernen Wänden und den Gewächshäusern an allen vier Seiten startete Zverev mit einem Doppelfehler in die Partie. In den ersten drei Spielen gaben beide Kontrahenten ihren Aufschlag ab, zum 3:1 brachte Lajovic erstmals sein Service durch. Als Zverev beim Stand von 2:4 und 30:30 einen leichten Volley ins Netz schlug, drosch er den Ball über das Stadiondach hinaus und kassierte dafür eine Verwarnung.

Doch wie schon bei seinem Fünfsatz-Erstrunden-Sieg gegen den Australier Millman demonstrierte Zverev Kämpferqualitäten, nachdem er zwischenzeitlich völlig die Kontrolle verloren hatte. Wie schon in der ersten Runde gegen Millman musste er in den fünften Satz. „Ich bin froh, dass ich es da drehen konnte“, sagte Zverev, der nach dem schweißtreibenden Match erst einmal die Eiskammer aufsuchte: mit Handschuhen und Socken drei Minuten bei minus 180 Grad, wie er im TV-Sender Eurosport verriet. „Es tut weh, aber morgen werde ich es wieder machen“, sagte Zverev mit Blick auf seinen Ruhetag.