Im Teilort Nabern ist ein historisches Requisit an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt. Es handelt sich um ein ziemlich gewichtiges Objekt.

Kirchheim - Innen rund und außen mit zehn symbolträchtigen Ecken versehen, präsentiert sich das Taufbecken, das nach Einschätzung von Fachleuten vor etwa 700 Jahren aus Neckartenzlinger Stubensandstein gefertigt worden ist. Und das gute Stück gilt nicht nur als Beispiel früherer Steinmetzkunst, sondern weist auch auf die einst geübte Praxis hin, den Täufling ganz ins Wasser einzutauchen – eine sicherlich tränenreiche und in der kalten Jahreszeit zudem gesundheitlich prekäre Prozedur.

 

Nach Recherchen von Rainer Laskowski, dem langjährigen Leiter des Kirchheimer Stadtmuseums und jetzigen ehrenamtlichen Beauftragten für Bodendenkmalpflege, stammt der Taufstein aus dem 15. Jahrhundert oder ist gar noch älter – und müsse somit auf einen Vorgängerbau von Naberns Johanneskirche in ihrer heutigen Form hinweisen.

Bis ins 19. Jahrhundert im Dienst

Obwohl bereits vom 17. Jahrhundert an die Taufhandlung nach und nach hin zu Schale und Kanne modifiziert wurde, hat das Tauchbecken laut Laskowski noch bis ins letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts seinen Dienst versehen. Um der neuen Zeremonie zu genügen, hat der Stein einfach einen Deckel bekommen.

Erst mit dem schlankeren und insgesamt zierlicheren heutigen Nachfolgemodell, begann für den Beckenveteranen eine Odyssee über 120 Jahre, freilich mit vergleichsweise geruhsamer Abfolge von Domizilen. Zunächst hatte ein Oberamtsbaumeister mit Namen Gottlieb Bayer Gefallen an dem vom Dienst befreiten Taufbecken gefunden und stellte es als Zierde in seinen Hausgarten an Kirchheims Jesinger Straße. Später hielt Bayers ledige Tochter Hedwig ihre schützende Hand über das sakrale Objekt, ehe schließlich Matthias Mader die Besitzernachfolge antrat.

Übergangsbleibe in einem Garten

Der Kirchheimer Mader, promovierter Geologe und Sammler mit ausgewiesener historienkundiger Spürnase, erwarb den Stein 2003 und bot ihm eine Bleibe im Garten. Als in Nabern dann der besonders von der Künstlerin Roswitha Eberspächer und der Kirchengemeinderätin Gertrud Junker vorangetriebene Wunsch nach einer Heimkehr des „verlorenen Steins“ aufkam, knüpfte Matthias Mader sein Einverständnis an die Bedingung, dass man sich dann auch vor Ort um das Taufrequisit wirklich kümmert. Dies konnte offenbar zur Zufriedenheit aller geklärt werden, und so stand der Taufsteinstiftung durch Sammler Mader nichts mehr im Wege. Bei der Übergabefeier zeigte sich auch Pfarrer Paul Bosler überrascht: „Das ging schneller als irgendjemand gedacht hätte!“

Die zehn Ecken des heimgekehrten Taufsteins haben Rainer Laskowski bei seinen Recherchen nicht ruhen lassen, und prompt stieß er auf eine frühere Kirche in Worms, deren Grundriss auf einem Zehneck basierte und die – wie Naberns heutiges Gotteshaus – Johannes, den Täufer, zum Patron hatte. Seinen Namen, so Laskowski, verdankt Nabern übrigens dem Heiligen Naborius, dem die Vorgängerkapelle geweiht worden sei.

Aus den Reaktionen und Rückmeldungen zur Rückkehr des Taufsteins zieht der Archäologe den Schluss, dass das Voralbgebiet eine regelrechte „Taufbeckenlandschaft“ zu sein scheine. Hinweise dazu habe er beispielsweise aus Bissingen, Beuren, Weilheim, Oberlenningen und Jesingen bekommen. Gemäß einer Broschüre des Historikers Rolf Götz zur Kirche in Jesingen, hat dort ein ausrangiertes Taufbecken „in einfacher gotischer Form“ die Jahre von 1896 bis 1960 im Kirchgarten verbracht. Erst dann wurde sein wahrer Wert erkannt, und man hat den restaurierten Stein wieder ins Kircheninnere geholt. Das übrige Interimsmodell ist dann einer Gemeinde in der früheren DDR überlassen worden.