In Westafrika werden epileptisch und psychisch Kranke häufig von ihren Familien weggesperrt und in Ketten gelegt. Der Freundeskreis Yenfaabima aus Stetten unterstützt die Kranken mit Fachleuten und Medikamenten.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Stetten - Diese Bilder vergisst man nicht. Menschen in Ketten, die an Bäume und herumliegende Stämme gefesselt sind. Angeleint wie Hunde verbringen sie ihr Leben. Es sind psychisch kranke Männer und Frauen, die von ihren Familien verstoßen und vertrieben wurden.

 

Kein Platz für Menschen mit geistiger Behinderung

Der Stettener Rudolf Schmid hat diese Bilder im Kopf, wenn er an seinen Aufenthalt in Burkina Faso vor sechs Jahren denkt. Damals sah er zum ersten Mal, wie in Westafrika mit epileptisch und psychisch Kranken umgegangen wird. „Ihre Krankheit gilt als ansteckend, und sie werden als Besessene gesehen“, sagt der 57-Jährige. In der traditionellen afrikanischen Gesellschaft gebe es für Menschen mit Schizophrenie, Epilepsie, Depressionen und geistigen Behinderungen keinen Platz.

„Es ist ein krasses Thema“, sagt Schmid. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit und in den Medien spiele es keine Rolle. Doch es gibt erste Wegbereiter, die sich für diese Thematik einsetzen. So wie der Verein Yenfaabima, der von dem afrikanischen Pfarrer Tankpari Guitanga gegründet wurde.

Der Pfarrer aus Burkina Faso ist kein Unbekannter. Als Musiker und Leiter der Gruppe Yanbu gibt er in Kernen alle paar Jahre ein Konzert. Zuletzt war er im Juni da und hatte einen Auftritt in der Kirche St. Veit. Dabei machte er auch auf seinen neu gegründeten Verein aufmerksam. Schmid wusste, wovon Tankpari Guitanga sprach. Schließlich war es der Pfarrer, der ihn vor sechs Jahren an den Ort brachte, wo er die Menschen in Ketten gesehen hatte.

Medikamente für die psychisch Kranken

„Damals war ich schockiert“, sagt der Stettener. Jetzt sei die Möglichkeit gekommen, um zu helfen. Schmid gehört zum Arbeitskreis Solidarische Welt. Mit den anderen Mitgliedern möchte er nun den Verein unterstützen. Dazu werde man den Freundeskreis Yenfaabima bilden, sagt Schmid. Ziel sei es, die psychisch Kranken mit Medikamenten zu versorgen und fachliche Hilfen zu vermitteln. „Ein Psychiater könnte beispielsweise in Burkina Faso Fachkurse anbieten“, erklärt Schmid.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Die Vorbereitungen für den Freundeskreis laufen auf Hochtouren. Fast jeden Tag telefoniert der Stettener mit Tankpari Guitanga. „Wir wollen auf dem Laufenden bleiben“, sagt er. Die erste Veranstaltung zu Gunsten von Yenfaabima gab es bereits im September. Bei einem Kabarett- und Kleinkunstabend in Stetten wurden Spenden für die psychisch Kranken eingenommen. Am 15. November soll im Rahmen eines Gottesdienstes in der Kirche St. Veit der neue Freundeskreis Yenfaabima vorgestellt werden. „Wir wollen das Thema an die Öffentlichkeit bringen“, sagt Schmid. Der Name des Freundeskreises dürfte den angeketteten Menschen in Afrika Hoffnung machen. Yenfaabima heißt übersetzt: Gott ist Befreiung.