Vor gut einem Jahr hat Klimaaktivistin Greta Thunberg zum ersten Mal vor ihrer Schule für Klimaschutz gestreikt. Daraufhin ist die Protestbewegung Fridays for Future ins Leben gerufen worden – auch in Stuttgart sind sie aktiv. Eine Bilanz dessen, was die Stuttgarter Ortsgruppe erreicht hat.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Stuttgart - Die Demonstranten schreien, pfeifen, trommeln und klatschen. Eine Minute lang machen sie Krach, was das Zeug hält. Eine Lärmminute nennen die Organisatoren der Stuttgarter Fridays-for-Future-Demonstration auf dem Schlossplatz das – im Gegensatz zum stillen Gedenken bei Schweigeminuten soll deutlich werden: Wir schauen nicht länger still zu, wir machen aufmerksam auf das Klimaproblem. Mit Lärm.

 

Auch in den Ferien zieht die Stuttgarter Ortsgruppe der Bewegung Fridays for Future ihre Demonstrationen durch. In der „Ferienedition“ werben die Aktivisten mit Klimaquiz, Klimawissen und jeder Menge Gesang und Musik. Ein Sonderthema gibt es auch. Diese Woche: der brennende Amazonas. „Wir versuchen, die Aktionen möglichst interessant zu gestalten“, sagt Elias Zand-Akbari. Er gehört seit Februar zur Ortsgruppe und denkt sich mit den anderen rund 25 Mitgliedern regelmäßig neue Dinge aus, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.

In Politik und Gesellschaft viele Leute erreicht

Am 20. August 2018 war die Schwedin Greta Thunberg zum ersten Mal nicht zur Schule gegangen, um für Klimaschutz einzustehen. Ihr Beispiel fand Nachahmer. Auch in Stuttgart. Ein Jahr nach dem Beginn der Demos fürs Klima zieht auch die Stuttgarter Ortsgruppe eine positive Bilanz. „Wir sind mit einigen Parteien im Gespräch, die auf uns zugegangen sind“, sagt Elias Zand-Akbari. Die Anliegen der jungen Leute würden ernst genommen. Mit Mahnwachen, Briefaktionen und ihrer Beteiligung an der Critical Mass konnten sie viele Leute erreichen. Die größte Errungenschaft im letzten Jahr ist seiner Meinung nach aber die Aufmerksamkeit der gesamten Bewegung: „Wir haben es geschafft, den Klimaschutz zum momentan relevantesten politischen Thema zu machen.“ Viele Parteien schwenken darauf ein. Vor Kurzem hat er sich mit Vertretern der Jungen Liberalen getroffen. „An sich waren wir oft einer Meinung“, sagt er. Bei der Umsetzung zeigen sich dann aber die Differenzen.

Aus unserem Plus-Angebot: Greta Thunberg auf der Yacht eines Stuttgarters

Mit den Aktionen in den Ferien trotzen die jungen Leute Kritikern, die behaupten, sie wollen nur Schule schwänzen. Elias Zand-Akbari findet das unlogisch: „Wenn ich Schule schwänzen will, gehe ich doch nicht zu einer Demo. Da bleibe ich im Bett“, sagt er und grinst. Er habe Leute kennengelernt, die sogar ihr Studium unterbrochen haben, um sich zu engagieren. Daran sehe man, dass es den Leuten um die Sache geht, nicht ums Schwänzen oder die Aufmerksamkeit. Sicher seien in den Ferien weniger Leute bei den Demos, trotzdem finden sie durchgehend statt. Auch Kritik an Thunbergs Segeltörn nach New York tut er ab: „Klar war das eine PR-Aktion“, sagt er. Er findet ihre Konsequenz aber gut. Denn sie sagt aus, was auch die Stuttgarter Ortsgruppe sagen will: Macht doch endlich was.