Bei einer Kundgebung von Fridays for future in der Böblinger Wandelhalle kommen junge Leute aus der Region. Die meisten Bundestagskandidaten lassen sich nicht blicken. Einzig der Grüne Tobias Bacherle schaut vorbei.

Böblingen - Klimaschutz haben sich im Bundestagswahlkampf ja alle Parteien auf die Fahnen geschrieben. Trotzdem oder gerade deshalb ist es den jungen Aktivisten von Fridays for future wichtig, ihre Positionen dazu zu verdeutlichen. Am Freitag hatten sie zu einer Mahnwache und Kundgebung nach Böblingen geladen. Aktivisten aus Stuttgart, Filderstadt und Herrenberg reisten dazu an. „Es ist uns wichtig, dass wir zeigen, das ist ein Thema nicht nur für die großen Städte, sondern wir haben überall Lokalgruppen“, sagt Marius Schweizer, Physik-Student aus Stuttgart.

 

Tatsächlich sind unter den rund 30 Teilnehmern - angemeldet waren beim Ordnungsamt 50 – überwiegend junge Leute aus Stuttgart. So wie Oskar und Frederick, 15 und zwölf Jahre alte Brüder. „Das ist nicht unsre erste Demo, wir waren schon bei einigen dabei, sagen die Jungs, die selbstgemalte Schilder mit dem Slogan „Macht es wie wir Kinder und werdet erwachsen“, hochhalten.

Die jüngste Rednerin ist 15

Im Kreis Böblingen gab es bisher nur wenige Veranstaltungen der Fridays-for-future-Bewegung. Jule Lenz, Schülerin des Sindelfinger Goldberg-Gymnasiums, hat zwei mitorganisiert. Seit zwei Jahren ist die 17-Jährige dabei und gehört mittlerweile zum Organisationsteam im Kreis Böblingen. „Heute wird es wohl wegen der Ferien schwierig. Viele sind im Urlaub“, meint sie vor Beginn der Kundgebung, bei der sie dann später eine Rede hält.

Die jüngste Rednerin ist erst 15 Jahre alt: Hanna Bruch, auch sie kommt aus Stuttgart. Ihr Thema: „Die Klimagerechtigkeit. „Die armen Länder sind überdurchschnittlich vom Klimawandel betroffen mit Überschwemmungen und Naturkatastrophen und haben doch am wenigsten dazu beigetragen“, sagt die junge Frau. „Es darf nicht sein, dass Ältere auf Kosten der Jüngeren leben und Reiche auf Kosten der Armen.“ Auch das Thema Geschlechtergerechtigkeit sei beim Klimawandel nicht ausgewogen. „Beim Tsunami 2004 in Asien starben viermal so viele Frauen wie Männer.“

Ihre Eltern unterstützen ihr Engagement, erzählt die Schülern. „Mein Vater macht auch mit bei den Parents for future.“ Und wie hält es die 15-Jährige persönlich mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit? „Ich bin Vegetarierin und versuche beim Einkaufen Plastik zu vermeiden“, sagt sie. Geflogen sei sie noch nie. „Das kommt auch künftig für mich nicht infrage.“

Fliegen nur wenn notwendig

Fliegen sei für ihn okay, wenn es nicht anders geht, meint hingegen Jannis Ahlert von der Herrenberger Ortsgruppe von Fridays for future. „Wenn ich in die USA muss, gibt es keine andere Möglichkeit.“ Innerhalb Deutschlands jedoch wäre eine Bahnfahrt nicht nur umweltschonender. „Ich kann die Zeit auch nutzen, um zu arbeiten.“ Überhaupt gehe es beim Thema Klimaschutz vor allem darum Zeit zu gewinnen. „Wir müssen die Zeit überbrücken, bis es umweltschonende Techniken gibt.“ Zum Beispiel beim Autofahren. Einen Führerschein habe er, sagt der 19-Jährige. „Doch solange noch Verbrenner fahren, versuche ich das Autofahren zu vermeiden.“ Auch da hofft er bald auf bessere Technologien und Antriebsstoffe.

Von den Bundestagskandidaten schaut einzig der Grüne Tobias Bacherle vorbei – nicht ohne gleich wahlkampfträchtig ein Selfie von sich auf der Demo zu posten.