Friedrich-List-Straße Böblingen Anwohner wehren sich weiter gegen Busstopp

An dieser Kreuzung mit der Bismarckstraße ist in der Friedrich-List-Straße in Böblingen ein neuer Bushalt geplant. Foto: /Anke Kumbier

In der Friedrich-List-Straße ist eine neue Haltestelle geplant. Das stößt vielen Anwohnern sauer auf. Sie halten den gewählten Standort für ungeeignet und sehen dort keinen Bedarf. Gemeinderat und OB wollen jetzt noch einmal darüber nachdenken.

Böblingen: Anke Kumbier (ank)

Der Ärger vieler Anwohner über eine neu geplante Bushaltestelle in der Friedrich-List-Straße in Böblingen schwelt weiter. Bereits im November hatten sie Unterschriften gesammelt, um gegen den Halt zu protestieren. Darauf folgte ein Treffen mit Vertretern der Stadtverwaltung und ein Vor-Ort-Termin mit Stadträten. Anwohner nutzen schließlich die Einwohnerfragestunde im Gemeinderat Mitte Februar, um ihre Kritik erneut loszuwerden. „Die Anwohner der Friedrich-List-Straße halten die Entscheidung für falsch und nicht zumutbar“, gibt ein Anwohner weiter. Eine Nachbarin ergänzt: „Ich bin über die Haltung entsetzt.“

 

Dass in der Friedrich-List-Straße beidseitig für 70 000 Euro eine neue Haltestelle namens Bismarckstraße entstehen soll, hat mit dem überarbeiteten Fahrplan im Stadtverkehr Böblingen/Sindelfingen zu tun. Die neu konzipierte Linie 706 soll künftig von Sindelfingen kommend über den Silberweg, die Stuttgarter Straße und die Friedrich-List-Straße Richtung ZOB fahren und auch an der Bismarckstraße stoppen. Aktuell nimmt sie wegen der fehlenden Brücke über die Autobahn am Goldberg noch eine Umleitung.

Anwohner sehen keinen Bedarf für Haltestelle

Allerdings finden viele Anwohner der Friedrich-List-Straße: Es besteht an dieser Stelle überhaupt kein Bedarf an einem Busstopp. Sie sehen vielmehr zahlreiche Nachteile. Voraussichtlich zehn Parkplätze entfallen, in einer Straße, in der die Parksituation ohnehin schwierig sei. Außerdem befürchten sie Rückstaus und eine zusätzliche Verkehrsbelastung. Sie litten bereits jetzt darunter, dass viele Lkw durch die Straße brausten, obwohl ab 7,5 Tonnen nur Anliegern die Durchfahrt erlaubt ist. „Es geht uns nicht um ,nur nicht vor unserer Haustür’, deshalb haben wir auch Alternativvorschläge gemacht“, sagt ein Anwohner. Einer davon betrifft beispielsweise die direkte Umgebung des ehemaligen Hotel Mönig in der gleichen Straße an der Kellerkreuzung.

Die Fragestunde macht zwei Dinge deutlich. Während die Anwohner eher auf den IstZustand blicken, schaut und hofft die Stadtverwaltung auf künftige Entwicklungen. Und: Einige Stadträte scheinen zu schwanken, ob die Entscheidung für die Haltestelle richtig war. „Alle, die beim Vor-Ort-Termin dabei waren, haben gedacht: ,Oh, da sollten wir noch mal drüber nachdenken’“, sagt CDU-Stadtrat Hans-Dieter Schühle.

Kommt der Bedarf mit dem Angebot?

Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger verteidigt hingegen das Vorgehen und weist daraufhin, dass das neue Konzept in enger Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen Pflieger entstanden ist. Sie glaubt, dass sich die Nachfrage im Wohngebiet rund um die Friedrich-List-Straße einstellen wird. „Wir müssen erst etwas anbieten, um den Bedarf zu wecken“, argumentiert sie. „Wir versuchen, mit unseren Möglichkeiten eine Veränderung im Mobilitätsverhalten zu ermöglichen, indem wir ein Angebot machen“, erklärt sie. Denn kurz gesagt: Wo es keine Haltestelle gibt, da fährt auch niemand Bus.

Den Anwohnern wiederum ist nur die Annahme, dass sich der Bedarf einstellen wird, angesichts des Eingriffs zu vage. „Wenn wir den Eindruck gehabt hätten, dass es eine andere Lösung gibt, hätten wir das doch gemacht“, sagt Kraayvanger außerdem. Eine Begründung, den Halt genau dort zu planen, ist beispielsweise, dass sonst der Abstand zu den anderen Stopps zu groß wäre.

OB Belz macht ein kleines Zugeständnis

Warum die Bürger an den Planungen für die neue Haltestelle nicht beteiligt waren, erklärt Kraayvanger mit den unterschiedlichen Akteuren im Stadtverkehr. „Ich kann bei manchen Vertragskonstellationen nur informieren.“ Der Gemeinderat hätte jedoch gegen die Haltestelle stimmen können. Da sie aber Teil des überarbeiteten Linienkonzepts ist, ist unklar wie sich ein solcher Beschluss auf das Konzept ausgewirkt hätte.

„Ich nehme die hohe Unzufriedenheit über die Entscheidung wahr und will das noch mal besprechen“, geht Belz schließlich auf die Anwohner zu, betont aber auch: „Ob es Änderungen gibt, kann ich nicht versprechen.“ Aktuell vermelden weder Stadt noch Anwohner neue Entwicklungen.

Neues Linienkonzept stößt teilweise auf Kritik

Neues Linienkonzept
Der neue Fahrplan gilt seit Januar. Viele Linien wurden komplett überarbeitet. Das Ziel: Durch Umverteilung das Angebot attraktiver zu machen. Allerdings sind bei der Stadt laut Erstem Bürgermeister Tobias Heizmann bereits einige Beschwerden eingegangen. Sie betreffen demnach vor allem den Schülerverkehr.

Kritik aus dem Osten
Ein von Bürgern genannter Knackpunkt ist seit der Umstellung die Anbindung des Böblinger Ostens. Grund dafür ist die fehlende Brücke über die A81, aber auch die neue Linienführung. Denn selbst wenn Busse ab Sommer die A81 wieder queren können, gibt es aus der Gegend am Freibad keine Direktverbindung zum Postplatz mehr. Stattdessen soll der Bus am neuen Halt Bismarckstraße stoppen.

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