Der Friedrichsbau in Stuttgart präsentiert das Magier-Duo Topas und Roxanne. Sie bieten moderne Zauberkunst gepaart mit Comedy.  

Stuttgart - In der Frühzeit des Films strömten die Leute in die Vergnügungsparks, um auf der Leinwand abgetrennte Köpfe oder verschwindende Damen zu bestaunen. Heute, da die Computeranimation noch ganz andere Tricks ermöglicht, kann man damit keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlocken. Auf der Bühne hingegen hat die Zauberkunst überlebt, zwar infiziert von der Glimmerästhetik der Fernsehshows, aber immer noch unverkennbar in einer Tradition, die weit in die Varieté- und Zirkusgeschichte zurückreicht.

 

Nirgends wird der grundlegende Unterschied zwischen einer leibhaftigen Präsenz und der Scheinrealität des Films so deutlich wie eben in der Zauberkunst. Ihr Reiz liegt unverändert im Vergnügen, sich täuschen zu lassen, und das wird nur gewährt, wo die Mechanismen der Täuschung nicht so durchschaubar sind wie im Kino. Kein Mensch glaubt ja wirklich, dass der Magier übernatürliche Kräfte besitzt. Wenn er physikalische Gesetze zu überwinden scheint, indem er seinen Körper verstümmelt und doch wieder heil aus der Affäre herauskommt, wenn er Gegenstände im Raum schweben lässt oder anstelle der vertrauten Kaninchen aus dem Zylinder zehn funktionierende Lautsprecherboxen aus einem Karton holt, der nur eine davon fassen kann, oder wenn er einen Hund in Luft auflöst, dann erfreut sich das Publikum an seiner eigenen Unaufmerksamkeit, deren tiefere Wahrheit lautet: Wir können uns auf unsere Sinne nicht verlassen.

Magie mit Story

Diese Täuschung beruht heute mehr als früher auf Apparaten als auf Geschicklichkeit. Von der Königsdisziplin der Magie, den Kartenkunststücken, ist bei Topas im Sommerprogramm des Friedrichsbaus nichts geblieben. Er benützt die Spielkarten lediglich zur Erzeugung von Geräuschen, die "We will rock you" von Queen oder Mozarts Papagenoflöte erahnen lassen. Immerhin endet die Nummer mit einem Grundelement der Zauberkunst: mit dem Palmieren.

Kennzeichnend für den aktuellen Stand der Magie ist, dass die Tricks in Geschichten eingekleidet werden. Der Zauberkünstler als Entertainer ist zugleich Comedian, und seine attraktive Partnerin Roxanne bedient mit gerundeten Lippen das Sinnlichkeitsklischee. Die täglichen Proben eines Magiers, verrät Topas, bestehen zunächst aus einfachen Herausforderungen wie Regenmachen oder das ewige Leben, und danach kommen die schwierigen Aufgaben: den DVD-Player auf Winterzeit umstellen, das passende Bild für eine Sommerüberraschung. Es ist alles Chimäre, aber mich unterhalt's, sagt Nestroy.

Weitere Aufführungen bis 24. Juli