Die Seitter-Busse bringen Schüler über Kreisgrenzen hinweg zum Unterricht. Doch in der Vergangenheit gab es wegen zu voller und unsicherer Busse Kritik. Nun lässt Seitter die Fahrzeuge gründlich prüfen und präsentiert das auch öffentlich.

Friolzheim - Eine Linse steht vor den leuchtenden Augen. Das eine ist etwas zu hoch eingestellt, doch nach ein paar Handgriffen stimmt es wieder. Dann geht es zu den zu den Gelenken. Johannes Offenborn bittet, diese zu bewegen. Ein rhythmisches Klicken ist zu hören, dann nickt Offenborn zufrieden und bestätigt mit seiner Unterschrift die Gesundheit seines Patienten. Der Name dieses Patienten leuchtet in orangefarbenen Lettern: Schulbus. Johannes Offenborn ist sozusagen der Busdoktor, er arbeitet als Prüfer für die Dekra und testet derzeit die Sicherheit der 30 Seitter-Busse in Friolzheim.

 

„In den vergangenen Jahren gab es immer wieder negative Schlagzeilen“, berichtet der Jungunternehmer Alf Seitter. 2007 brannte es bei dem Busunternehmen, was starke finanzielle Einbußen nach sich zog. Mit hohen Investitionen baute sich der Familienbetrieb wieder auf. „Wir haben viele neue Fahrzeuge erworben“, sagt der 28-Jährige. Dabei setzt das Unternehmen auf qualitativ hochwertige Modelle aus deutscher Produktion. „Es ist uns wichtig, durch gute Fahrzeuge die Sicherheit unserer Fahrgäste zu gewährleisten“, führt Alf Seitter weiter aus und entschuldigt sich sodann auch für die genannten Vorfälle in den vergangenen Jahren.

Alle drei Monate werden Linienbusse bei einer Sicherheitsprüfung getestet, hinzu kommen die jährliche Hauptuntersuchung der Fahrzeuge, sowie die Abfahrtskontrolle, die vor jeder Fahrt obligatorisch ist. „Damit ist der Omnibus im Vergleich aller Straßenverkehrsmittel das sicherste Beförderungsmittel“, erklärt die Busfirma.

Die Prüfung ist Teil der landesweiten Aktion „Sicherer Schulbus“ des Verbands baden-württembergischer Omnibusunternehmer (WBO). Dabei übernimmt der Unternehmer-Verband WBO auch die rund 100 Euro Kosten, die für die 30-minütige Untersuchung anfallen.

Vor Beginn des Schuljahres sollen damit die Busse nochmals überprüft werden, mit einem besonderen Blick auf die Bedürfnisse der jungen Fahrgäste. Dazu gehören beispielsweise Haltegriffe, die auch auf einer Höhe angebracht sein müssen, die für Kinderhände erreichbar ist, heißt es. Auch die Reversier-Einrichtung der Türen nimmt Johannes Offenborn in den Blick. Zwischen die Bustür hält er ein Messinstrument, das angibt, wie hoch die Kraft ist, bis die Türen wieder öffnen.

Durch diese Einrichtung wird vermieden, dass Gepäck oder gar Menschen eingeklemmt werden. Die Bustüren schließen sich, doch sobald sie das Messgerät des Prüfers berühren, gehen sie auch schon wieder auf. Johannes Offenborn schaut auf die Anzeige und nickt zufrieden.

„Meist sind es nur Kleinigkeiten, die es auszubessern gilt“, erklärt Alf Seitter. Diese werden gleich in der betriebseigenen Werkstatt erledigt. „Vom Reifenwechsel bis zur Lackierung oder der Klimatechnik machen wir alles selbst“, ergänzt der 28-Jährige. Seit einem Jahr leitet er zusammen mit seinem Onkel Karl-Heinz Seitter das Familienunternehmen. Dabei setzt er sich nicht nur für den freiwilligen Sicherheitscheck der Busse und die Weiterbildung der Mechaniker ein, sondern engagiert sich auch für die Schulung der Berufskraftfahrer. „Hier lernen unsere Busfahrer nicht nur, was es in einer Notsituation zu beachten gilt, sondern auch, wie sich Kraftstoff sparen lässt oder wie man die Abfahrtszeiten im Linienverkehr einhält“, berichtet Alf Seitter über diese Workshops.

Damit steht dem Schuljahresbeginn dann auch nichts mehr im Weg – zumindest seitens der Busse und ihrer Fahrer. Eine Plakette, die den Sicherheitscheck bekundet und für die Fahrgäste angebracht ist, gibt es allerdings leider nicht. Zumindest noch nicht.