Ob Betreuungsangebot oder Sportanlagen – die Meinung der Menschen spielt eine wichtige Rolle.

Friolzheim - Die Bürger dürfen nun mitentscheiden, wie sich ihre Gemeinde bis zum Jahr 2030 entwickeln und präsentieren soll. Was fehlt im Ort und was wünschen sich die Bürger noch? Das waren die Fragen einer Bürgerinformationsveranstaltung am Donnerstagabend in einer vollen Zehntscheune. Mit der Veranstaltung löste der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß ein Wahlversprechen ein.

 

„Für mich ist es wichtig, dass sich viele Leute an den Planungen beteiligen, so dass es einen möglichst breiten Konsens gibt“, erklärte Seiß. Hilfestellung beim Entscheidungsprozess leistet das Planungsbüro Zoll aus Stuttgart.

„Wir haben in den letzten Monaten eine Analyse über Missstände, aber auch über Besonderheiten und Chancen für Friolzheim gemacht“, erklärte Peter Zoll, der Seniorchef des Planungsbüros, der von seinem Sohn Tom-Philipp Zoll und seinem langjährigen Mitarbeiter Ruprecht Neulinger unterstützt wurde.

Die Stadtplaner machten deutlich, dass das Vorgetragene nur eine Analyse sei. Ein Ist-Zustand, der als Einstieg in die Bürgerbeteiligung mit dem Höhepunkt, der Planungswerkstatt am 6. Juli, zu verstehen sei, so die Planer. Es sei in keiner Weise eine fixe Planung. „Wenn sie mit der Erwartung hierher gekommen sind, dass wir ihnen irgendwelche Ideen präsentieren, dann muss ich sie enttäuschen“, sagte der Seniorchef Peter Zoll.

Planungsskizzen lösten bald die anfänglichen Stimmungsbilder ab. Alles kam zur Sprache: die Ortsmitte, das Naturschutzgebiet „Betzenbuckel“, Wohn- und Gewerbegebiete, Sportanlagen und auch die Ortsrandbebauung. „Bei der Ortsdurchfahrt bekommt man sehr wenig Informationen über die historischen Gebäude in der Ortsmitte“, führte der Planer aus. Die Ortsmitte sei faktisch „nicht erlebbar“, wichtige Blickachsen fehlten.

Kritik übten die Planer auch an fehlenden Querungshilfen für Fußgänger, an den Durchfahrtsstraßen und am undefinierten Ortsrand. Weitere Themen waren die Nutzungskonflikte zwischen Gewerbe und Wohnen, Baulücken und Leerstand in der Ortsmitte mit dem Potenzial der Nachverdichtung sowie die fehlende Erlebbarkeit des Naturschutzgebietes „Betzenbuckel“ vom Ort aus.

Am 6. Juli findet die Planungswerkstatt statt. Dann haben die Bürger einen ganzen Tag lang Zeit, ohne Bürgermeister und Gemeinderat, zu planen. Dennoch gab es Wortmeldungen. So beschäftigte die Bürger die Frage nach der Notwendigkeit eines Neubaugebietes auch im Hinblick auf Porsche und Bosch im Umfeld, worauf Planer Zoll das „Rutesheimer Modell“ anführte. „Die haben dort alle alten Gebäude und Scheunen in ihrer Ortsmitte aufgekauft und mit neuem, attraktivem Wohnraum belebt“, sagte Zoll. Das stütze auch die Einzelhändler im Ort, so dass nicht nur alles auf der grünen Wiese um den Ort herum entstehe.

Im Herbst bekommt der Gemeinderat die Wünsche der Bürger, verknüpft mit der Sicht der Planer, präsentiert. „Wir werden dann versuchen, die Meinungen zueinander zu bringen“, erklärte Zoll, dessen Auftrag damit vorerst abgeschlossen ist.